Schon wieder Amtrak Zug verunglückt.

  • Moin,


    in South Carolina ist letzte Nacht der Amtrak Nachtzug #91 von New York City nach Miami,Fl mit 147 Personen an Bord mit einem CSX Zug zusammengestossen und entgleist. Es gibt 2 Todesopfer und 116 Verletzte zu beklagen. Die Ursache des Unfalls ist derzeit noch nicht bekannt.


    https://edition.cnn.com/2018/0…carolina-crash/index.html

    Gruß Markus


    H0 & Digital & mit Sound


    Conrail, Norfolk Southern , CSX ... und BNSF ist auch ganz nett

  • Ja, der Wagen ist tatsächlich gebrochen und geknickt.
    Das war mir beim ersten Anschauen gar nicht aufgefallen. Vielleicht hatte der Amtrak am Ende auch eine Lok, so daß die Kräfte einfach zu groß wurden und den Wagen in der Kurve rausgedrückt und geknickt haben.
    Der Zug musste ja quasi ohne Bremsweg anhalten. Die Lok könnte beim Video-Dreh schon entfernt worden sein...


    EDIT: Sieht nicht nach einer zweiten Lok am Zugende aus.
    Hier ein Bild des geknickten Wagens: http://a.abcnews.com/images/US…-ap-jc-180204_4x3_992.jpg

  • Nach Miami runter wird nicht push-pull gefahren. Möglich das der Wagen schon eine Vorschädigung hatte, die im normalen Betrieb nicht zum tragen kam und jetzt unter der Extrembelastung zum Vorschein kam.


    Ich habe im laufe des Tages am Smartphone gelesen, daß das Personal des CSX Güterzuges dem Dispatcher fälschlicher Weise die ordnungsgemäße Stellung der Weiche gemeldet haben soll und selber zum Zeitpunkt des Zusammenstoßes zu Fuß unterwegs zur Weiche war um diese zu Stellen. Da der Amtrak auf ein festgembremstes Hindernis, selber vermutlich fast ungebremst, gestoßen ist, schätze ich die Geschwindigkeit nicht höher als 45-50mph ein.
    Fotos ähnlicher Zugunglücke auf deutschen Zugleitstrecken zeigten ähnliche Schadensbilder.

    Gruß Markus


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  • Hier ist das Video einer NTSB Pressekunferenz: https://www.youtube.com/watch?…KA&feature=em-uploademail


    Danach erfolgte der Aufprall mit 50 mph. Der CSX Leerzug wurde dabei um 15' verschoben. Die Amtrak Crew konnte die Geschwindigkeit von max. 56 mph reduzieren.


    Die CSX Crew hatte das Nutzungsrecht bereits an den Dispatcher zurückgegeben. Ob das auch einschloss, dass die Weiche wieder auf gerade gestellt war, ist noch offen, da noch nicht mit dem Dispatcher gesprochen wurde. Nach Ansicht des NTSB würde das Rückstellen der Weiche dazu gehören.
    Gruß, Volker

  • Mal ehrlich, wenn man sich mal näher mit dem ganzen US-Bahnsystem bezüglich Sicherheitstechnik beschäftigt, und vom NTSB und der FRA so Unfalberichte ließt und Videos schaut, was so wie passiert und wie es passiert, komme ich irgendwie zu dem Schluss daß das ganze doch fast durchgehend irgendwie recht schrottig ist...
    Da kann man noch so viel safety safety safety überall drauf schreiben und ein sonst wie großen Bohai drum machen, aber mit bald 100 km/h irgendwelche Handweichen mitten im Hauptgleis ohne jegliche Abhängigkeit von irgendwas, quasi "auf Verdacht" zu befahren daß niemand was vergessen hat, ist alles andere als ein sicherer Bahnbetrieb.

  • Die technische Sicherheit war durch arbeiten an den Anlagen deaktiviert, was den Unfall begünstigte. Ursache war wohl die laxe Arbeitsweise des CSX Zugpersonals. Unsignalisierten Zugleitbetrieb haben und hatten wir in Deutschland sehr verbreitet und entsprechende, dem aktuellen Zugunglück gleichende, Unfallbilder dazu.
    Die letzten Frontalzusammenstöße in Deutschland zeigen allerdings auch, daß technische Sicherungen nichts bringen wenn sie mutwillig deaktiviert oder umgangen werden. Da haben Laien auch den Vorwurf der "Schrottigkeit" herausgekramt ...

    Gruß Markus


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  • Die technische Sicherheit war durch arbeiten an den Anlagen deaktiviert, was den Unfall begünstigte.

    Nur zur Ergänzung: Die Signalanlage war deaktiviert, um PTC installieren zu können. Diese Weiche ist beifunktionierender Signalanlage in das System eingebunden. Das führte im Trains Forum dazu, das die von einem CSX Dispatcher als erster durch PTC verursachter Unfall bezeichnet werden. Da in dem Forum die Abneigung gegen PTC groß ist, weil es den Bahnen auf eigene Kosten vom Congress aufgezwungen wurde, gibt einige Zustimmung.


    Nach Ansicht vieler unabhängiger Experten drüben, wäre PTC nicht aufgezwungen worden, wenn die Bahnen sich frühzeitig bewegt und ein einfacheres, preiswerteres System installiert hätten. Auswahl wäre genug gewesen, in den USA und anderen Ländern.


    Man hat die PTC Entwicklung in die Hände der Signalabteilungen gegeben. Die gefundene Lösung benötigt Änderungen an der Signalanlage und Teils neue Signale. Hier schließt sich der Kreis.


    Nach Ansicht der Experten wären zur Erfüllung des Mandates im Prinzip keine Signale mehr erforderlich gewesen, nur an wenigen Stellen wie z.B. Junctions. Das Mandat war von der FRA so beeinflusst, so dass ein Moving Block System möglich sein sollten, um z.B über höhere Kapazitäten das System teilweise refinanzieren zu können. Diese Chance haben die Bahnen vergeben.
    Gruß, Volker

  • Natürlich gibts auch hier unsignalisierten Zugleitbetrieb, ich fahre selbst auf solchen Strecken herum, nur wird da nicht 100 km/h gefahren usw. Sondern in den Bereichen wo (Hand-) Weichen sind eher mit lediglich 50 und 40 km/h herum gejuckelt, und die Züge bremsen auch noch doppelt so gut, so daß die Chance für einen ernsthaften Unfall irgendwie wesentlich geringer ist.


    Habe ich gelesen daß sie die Signalabhängkeiten außer Betrieb genommen haben um dran zu arbeiten. Nur dann einfach weiter zu fahren als wäre nichts, ist halt auch nicht so das gelbe vom Ei.

  • Habe ich gelesen daß sie die Signalabhängkeiten außer Betrieb genommen haben um dran zu arbeiten. Nur dann einfach weiter zu fahren als wäre nichts, ist halt auch nicht so das gelbe vom Ei.

    Im Normalbetrieb mit funktionierenden Signalen steht die Strecke unter CTC mit max. 79 mph (Personenzug), bei abgeschalteter Signalanlage unter Tack Warrent Control mit max. 59 mph. Unter CTC ist die Weiche eingebunden.


    Ist es richtig, dass in Deutschland Weichen fernbedient sind, die mit >50 km/h spitz befahren werden?
    Gruß, Volker

  • Ist es richtig, dass in Deutschland Weichen fernbedient sind, die mit >50 km/h spitz befahren werden?


    Ja natürlich, allerdings nur wenn sie (bei mechansichen Stellwerken) extra mit einem Riegel verriegelt sind. Elektrische Antriebe haben den Riegelverschluß im Antrieb integriert.


    EDIT:


    Natürlich gibt es auch verschlossene Handweichen die mit >50km/h spitz befahren werden.

    Gruß Markus


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  • Die letzten Frontalzusammenstöße in Deutschland zeigen allerdings auch, daß technische Sicherungen nichts bringen wenn sie mutwillig deaktiviert oder umgangen werden. Da haben Laien auch den Vorwurf der "Schrottigkeit" herausgekramt ...

    Naja das ist ja schon ein Unterschied, ob eine Betriebsweise konzeptionell nicht viel taugt, oder ob sämtliche Sicherungsmaßnahmen fahrlässig oder mutwillig übergangen werden.



    Sicher gibts die Weichen, aber die sind dann in die Blocktechnik der Strecke eingebunden, d.h. wenn sie "offen" sind können von den angrenzen Bahnhöfen keine Züge regulär auf Signal abfahren. Einfach weil man der Technik viel mehr traut wie dem Menschen der nur meint er hätte nichts vergessen.

  • Naja das ist ja schon ein Unterschied, ob eine Betriebsweise konzeptionell nicht viel taugt, oder ob sämtliche Sicherungsmaßnahmen fahrlässig oder mutwillig übergangen werden.
    Sicher gibts die Weichen, aber die sind dann in die Blocktechnik der Strecke eingebunden, d.h. wenn sie "offen" sind können von den angrenzen Bahnhöfen keine Züge regulär auf Signal abfahren. Einfach weil man der Technik viel mehr traut wie dem Menschen der nur meint er hätte nichts vergessen.


    Das sind sie im aktuellen Fall auch gewesen, nur wegen Bauarbeiten war diese Sicherung außer Kraft und es gab die Anweisung an das rangierende Zugpersonal die richtige (verschlossene) Grundstellung der Weichen an den Dispatcher (=Fahrdienstleiter) zu melden. Das die ganzen Jahre nichts passiert ist, zeigt doch deutlich, daß das angewandte System funktioniert.

    Gruß Markus


    H0 & Digital & mit Sound


    Conrail, Norfolk Southern , CSX ... und BNSF ist auch ganz nett

  • Das sind sie im aktuellen Fall auch gewesen, nur wegen Bauarbeiten war diese Sicherung außer Kraft und es gab die Anweisung an das rangierende Zugpersonal die richtige (verschlossene) Grundstellung der Weichen an den Dispatcher (=Fahrdienstleiter) zu melden. Das die ganzen Jahre nichts passiert ist, zeigt doch deutlich, daß das angewandte System funktioniert.

    CTC funktioniert im allgemeinen, was die Meldung betrifft. Dem System fehlt allerdings die Sicherungskomponente, die dafür sorgt, dass Signale und Geschwindigkeitsbegrenzungen auch befolgt werden. Da kommt jetzt Positive Train Control ins Spiel, dass den Bahnen vom Congressauferlegt wurde. Wenn man überlegt, wie weit die USA vor WWI bereits mit Automatic Train Stop und Automatic Train Control waren, dann ist es schon erschreckend, wie weit sie derzeit, vor Inbetriebnahme von PTC, noch sind.
    Gruß, Volker

  • Mal als Ergänzung den gerade online gestellten Untersuchungsbericht des Frontalzusammenstoßes am 30.06.2017 in Leese-Stolzenau


    https://www.eisenbahn-unfallun…_blob=publicationFile&v=2


    Im Grunde ein identischer Unfall, nur mit gültiger deutscher Sicherungstechnik und soll aufzeigen, daß sowas auch in Deutschland passieren kann, wenn nur 1 Person einen Fehler macht. Es liegt also nicht zwingend am verwendeten Sicherungssystem.

    Gruß Markus


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