Das Thema ist wesentlich komplexer. Da könnte man Bücher drüber schreiben - was ja auch schon geschehen ist.
Was richtig ist, Ende der 50er war die Zeit reif für kompakte Autos, auch als Konkurrenz zu den Imports. GM hat sich da mehrfach verrannt - man versuchte mehrere revolutionäre Ideen in eine Package zu stopfen und ist dann sowohl technisch wie auch kaufmännisch gescheitert.
Man - dachte, man kann einen reinen Aluminiummotor, mit den Zylinderbänken und Köpfen in einem Stück, produzieren. Als sich herausstellte, dass das mit dem damaligen Stand der Technik nicht möglich war, hat sich das sowohl bei den Produktionskosten wie auch bei der Gewichtsverteilung sehr unvorteilhaft ausgewirkt. - Das Getriebe war sogar noch bei den allerersten Corvair noch aus Aluminium und musste auch durch eines aus Gusseisen ersetzt werden.
das hat dann dazu geführt, dass 1) die billigsten Reifen montiert wurden, mit mangelnder Seitenführung und 2) der im Grundkonzept vorgesehene vordere Stabilisator in letzter Minute eingespart wurde.
Das Fahrverhalten war dann definitiv gewöhnungsbedürftig, eben so wie bei jedem Heckmotorauto aus dieser Zeit - Käfer, diverse Renaults usw. Nur hat man das bei denen gewusst und toleriert, bei einem Chevrolet nicht.
Schlimmer war dass Chevrolet fast nichts an den Corvair verdient hat. Die Herstellungskosten im Vergleich zu einem billigen Full Size exorbitant hoch, der Verkaufspreis musste aber zwangsläufif darunter bleiben. Dazu kamen die Probleme, den Werkstätten einen Exoten aufzubürden.
Den Todesstoss versetzte wie schon erwähnt der Mustang. GM hat in Panik den Camaro in einem Crash Programm entwickelt und sofort jede Modellpflege am Corvair eingestellt, als man Wind davon bekam. Die ersten Camaro wurden auf der selben Produktionsstrasse wie die Corvair zusammengeschraubt.
Ralph Nader hat in seinem Buch die (amerikanische) Autoindustrie als Gesamtes angegriffen, in der Öffentlichkeit ist primär das Kapitel über den Corvair bekannt geworden. Als das Buch in Druck ging, war jedoch die Entscheidung, den Corvair einzustellen, schon längst gefallen. Eigentlich hätte die Produktion 1966/ 67 zu Ende sein sollen, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass Nader Recht hätte und man deshalb klein beigeben müsse, wurde der Corvair unverändert (bis auf kleine Details die das Gesetz vorschrieb, wie Sidemarkers , Sicherheitslenksäule und Zweikreisbremsen) bis 1969 halbherzig weitergebaut.
Obwohl das - speziell die zweite Generation - technisch ein grossartiges Auto war , hat GM das von Anfang bis Ende verbockt.