Is the Hobby dying?

  • Angeregt durch Gerolds Fred "was wir dringend brauchen" möchte ich die oben genannte Frage aus einem US-Märklinforum hier zur Diskussion stellen. Es ist unbestritten, dass der Zuspruch zu Eisenbahnmodellen seit geraumer Zeit im Schwinden begriffen ist. Im gleichen Maße ist bei vergleichsweise wenigen im Hobby Aktiven das erreichte modellbauerische Niveau angestiegen, was nicht nur mit der intensiven Auseinandersetzung mit dem gewählten Thema, sondern auch mit den heute erhältlichen Zutaten zusammenhängt. Elektronik, Ätzteile, Lasercut, etc. - mit einem Lötkolben, einer Laubsäge und einem Sack Gips waren die Möglichkeiten, sich zu lichten modellbauerischen Höhen emporzuschwingen, vor Jahren durchaus begrenzt, und nur mit außerordentlichen Fähigkeiten gelang es Einzelpersonen, dorthin zu gelangen.


    Die Unterhaltungsindustrie verwöhnt ihre Kundschaft mit Bespaßungen in allen Variationen, die sich gegenseitig mit wöchentlich neuen Superattraktionen zu übertreffen scheinen, was zugleich die Ansprüche der Kunden und die Erwartungshaltung der Fans nach oben treibt. Nun: War das nicht in den 80er Jahren bei der Modellbahnindustrie auch so, und es schallt haute noch durch diverse Foren, man hätte damit den Untergang der ganzen Sparte in Gang gesetzt???


    Man blättere einmal in alten MR's aus den 60ern oder früher: Es darf spekuliert werden, ob sich das Hobby und vor allem seine Betrieber rückwärts nach vorne entwickeln zum Selber-Machen und -Entwickeln oder eher die R-T-R Kundschaft verbleibt; die out-of-the-box Fahrfertiges samt digitalen Eigenschaften nach persönlichem Gusto als Selbstverständlichkeiten erwarten.


    Ich selbst kann "mea culpa" rufen, wenn der Absatz der Hersteller und Händler rückläufig ist: Ich habe in den vergangenen Jahren im Schnitt vielleicht eine Lok pro Jahr gekauft, dafür aber mindestens das 5-fache aus Altbeständen dem Secondhandmarkt überantwortet. An einem neuen Modell freue ich mich noch genauso wie früher, aber seltener, und dann nach reiflicher Überlegung hinsichtlich Roadname, Hersteller, Mit oder ohne DCC bzw. Sound. Dass trotz des "Niedergangs" oder vielleicht grade deswegen immer noch Wunschmodelle auf den Markt kommen, deren Erscheinen man lange herbeigesehnt hat, finde ich bemerkens- und begrüßenswert. Angesichts der kleiner werdenden Auflagen könnte Eile geboten sein, oder? Gemach. Ein Re-Run ist immer drin. Also, Ruhe bewahren - schlechter wird die Lage bestimmt nicht.


    Was die Ausstellungs- und Messekultur angeht, bin ich nicht so optimistisch. Aber ob das Hinscheiden der großen Publikumsmessen ein Verlust (außer im Hinblick auf die einstige Großzügigkeit bei Spesenabrechnungen, Hotelunterbringung, etc.) ist, oder eher die Hinwendung zu kleineren, aber feineren und ein spezifisch sensibilisiertes Publikum ansprechenden Veranstaltungen ein Gewinn? Wir werden sehen.


    Und was meint Ihr so?

  • Ich meine, daß Modellbahnhobby in bezug auf das Vorbild war schon immer eine Nische und der Markt wird sich dahin gehend entwickeln diese Nische zu bedienen. Man schaue in andere Länder Europas, wo Miniaturbahnen kein Mainstreamprodukt waren so wie in Deutschland durch Märklin und Piko/TT-Bahn.
    Wir werden uns daran gewöhnen müssen nicht mehr aus einem Überangebot schöpfen zu können, sondern uns in Geduld üben. Ich merke es in N-scale gegenüber H0, wo man aus einem vollen Topf schöpfen kann und kaum hat man ein Produkt entnommen, werden 5 neue dazu gelegt.
    Ich sehe dem ganzen entspannt entgegen und habe kein Problem damit wenn Modellbahn bzw. Spielbahn kein Mainstream mehr ist!

    Gruß Markus


    H0 & Digital & mit Sound


    Conrail, Norfolk Southern , CSX ... und BNSF ist auch ganz nett

  • Wenn mir allein die auf der diesjährigen Nürnberger Messe vorgestellten Neuheiten anschaue, kann das Hobby garnicht am sterben sein.


    Und dort wird ja längst nicht mehr alles exklusiv vorgestellt und ja fast nur das europ. Vorbild betreffendes.


    Es hat sich gewandelt und auf jeden Fall auch seinen Stellewert verloren, den es früher grad bei Kinder und Jugendlichen hatte. Aber am Sterben - nein - empfinde ich nicht so.

  • Ich möchte hier nur auf einen Teil von Martins Beitrag eingehen... Ich finde daß schon ein grosser Teil um nicht zu sagen fast alle Modellbahner der Verlockung des Fertigkaufens verfallen sind, bzw wenn sie etwas bauen schon den leichten Weg beschreiten. Und da nehme ich mich ausdrücklich nicht aus ... Asche auf mein Haupt!


    Wenn ich mir anschaue was früher Leute (notgedrungen) aus ein paar Holzstäbchen, Draht und Blech gemacht haben... wir warten heute lieber wochen- und monatelang auf einen Detail Part von PSC oder Detail Associates statt nachzudenken ob man das nicht vielleicht selber machen könnte... Oft wenn ich in alten Heften blättere gefallen mir meinen eigenen Modelle nicht mehr.

  • Gerold, es mag Leute geben die gern alles oder fast alles selber machen wollen. Bei denen steht meist das Bauen im Vordergrund und wenn die Modelle fertig sind, fristen sie ihr dasein in einer Vitrine und werden (wenn sie Glück haben) 1-2 mal im Jahr rausgeholt, sauber gemacht und auf 2 Flexgleisen hin und her fahren gelassen.
    Wenn ich mir jetzt einfach mal vorstelle ich sollte zu meinen Modulen noch den gesamten Gleisbau, sämtliche Fahrzeuge und die Gebäude vollständig allein bauen ... wo bleibt da noch Zeit für den mir derzeit so fehlenden Fahrbetrieb?
    Außerdem würde ja keine Zeit mehr bleiben für die anderen interessanten Dinge im Leben, will man mit der Modellbahn mal das Gefühl des fertig seins geniessen bevor es in die Kiste geht.

    Gruß Markus


    H0 & Digital & mit Sound


    Conrail, Norfolk Southern , CSX ... und BNSF ist auch ganz nett

  • Gerold, es mag Leute geben die gern alles oder fast alles selber machen wollen. Bei denen steht meist das Bauen im Vordergrund und wenn die Modelle fertig sind, fristen sie ihr dasein in einer Vitrine und werden (wenn sie Glück haben) 1-2 mal im Jahr rausgeholt, sauber gemacht und auf 2 Flexgleisen hin und her fahren gelassen.

    Du hast mich durchschaut...

    Zitat

    Wenn ich mir jetzt einfach
    mal vorstelle ich sollte zu meinen Modulen noch den gesamten Gleisbau,
    sämtliche Fahrzeuge und die Gebäude vollständig allein bauen ... wo
    bleibt da noch Zeit für den mir derzeit so fehlenden Fahrbetrieb?


    Deshalb hats bis jetzt auch nur zur Plywood Central gereicht... es wird ja schon aufgefallen sein daß meine Photos immer in der gleichen Anlagenecke aufgenommen wurden?

  • Ich verstehe eure depressive Stimmung nicht.


    Der Hardcore-Scratchbuilder kann seine Fahrzeuge und Gebäude noch immer im Selbstbau erstellen. Was Könner auf die Schienen stellen kann man hier im Forum wunderbar sehen.
    Für den Rest, zu dem auch ich gehöre, gibt es eben R-T-R und Detail Parts von der Stange. Die immer wieder angeprangerte R-T-R-Mentalität sehe ich absolut positiv. R-T-R hat einen größeren Zirkel an Bahninteressierten erschlossen, der kein Geld für Kleinserienmodelle oder schlichtweg keine Hand für den Selbstbau hatte oder hat - und trotzdem Modelle erhalten kann.


    Wir leben in der besten aller Modellbahnwelten, in der gut detaillierte Modelle nicht mehr nur dem finanziell gut gepolsterten Publikum vorbehalten bleiben.
    Erinnert euch doch nur mal an die unsäglichen Schaufenster-Fs oder die zu breiten Geep-Hoods von Athearn, zusammen mit den Angelhaken-Handrails. Was war damals die Alternative? Schund von Bachmann oder Life-Like oder eben japanische Brass-Modelle zum Herzinfarktpreis.
    Und heute? Sogar die einstigen Billiganbieter legen Serien auf, die sich sehen lassen können. Und vor allem "leistbar" sind.


    Uns geht es gut. Also bitte etwas mehr Dankbarkeit, Leute. :welc:

  • Martin,


    depressiv triffts nicht. Ich wollte nur ausdrücken daß früher ermangels eben der billig erhältlichen Photoätzteile etc. aus Streichhözern und Bürpklammern erstklassige Modelle entstanden sind und wir dazu heute einfach zu bequem sind.


    Ansonsten bin ich da ein Freigeist, ich bastle auch gerne mal an einer Athearn F mit den übergrossen Windschutzscheiben herum... so wie ich keine Hemmungen habe ein Messingmodell um ein paar Hunderter zu modifizieren. Und genauso freue ich mich über aktuelle RTR Modelle wenn sie in mein Konzept passen. Alles hat Platz in meinem Universum.

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