Smith & Perkins Combination Box Car, 1855.
Weitere Bilder und eine Baubeschreibung unter: http://www.fluhdesign.ch
Zum Vorbild:
Exakte Pläne von Güterwagen aus dieser Zeit um 1855 herum in den USA sind äusserst selten! Zeichnungen und Gravuren sind nur sehr beschränkt brauchbar und nicht masshaltig.
Interessanterweise stammen gute Pläne von Europäischen Ingenieuren, die sich über den Stand der Bahntechnik im Osten der USA informieren wollten! Unter ihnen der Franzose M. Chevalier, der Deutsche A. Bendel , der Österreicher F. A. Ritter von Gerstner und dem Engländer D.Galton, von dem auch der meinem Wagen zugrunde gelegter Aufbau stammt. Die Zeitspanne dieser Reisen sind zwischen 1840-1860 anzusetzten.
Im 19. Jahrhundert gab es einige Bankencrashs! Mehrere Hundert Wagenhersteller kämpften jeweils in den Flauten, wo keine Güterwagen bestellt wurden, mit dem Überleben. Eine grosse Firma mit 600 Angestellten, so als Beispiel, fuhr die Belegschaft bis auf 40 Arbeiter herunter! Kleinere gingen meistens in Konkurs. In guten Jahren wurden dagegen Tausende neuer Wagen hergestellt.
Über die Firma Smith & Perkins ist nicht viel bekannt. Ich habe diese ausgewählt, weil Tatcher Perkins diese Drehgestelle mit in Bügeln geführten Seitenbalken baute, welche bis zu einem gewissen Masse „weiche“ Pendelbewegungen zuliessen, also verzichtete Perkins auf eine Federung der Achsen. Der Querbalken, der das Gewicht aufnimmt und auf den Drehzapfen überträgt ist aber mit Spiralfedern versehen. Das System war eigentlich schon veraltet, aber es gibt Fotos von 1870 der Baltimore and Ohio, wo ähnliche Drehgestelle bei Flachwagen noch verwendet wurden.
Bei meinem Modell habe ich die Seitenbalken fest verbunden und dafür bei allen Achsen versteckte Federn eingebaut.
Ausgewählt habe ich diesen Box-Car-Wagentyp, weil er auch vom ökonomischen Gesichtspult witzig ist. Wie ihr seht, besitzt er doppelte Tore an der Seite und an den Fronten.
Das Verfrachten von lebendem Schlachtvieh war ein gutes Geschäft geworden. Aber es gab starke Schwankungen, mal grosse Mengen, mal nichts. Kühlwagen gab es noch nicht um Fleisch, ohne daß es vergammelte, über diese grossen Distanzen, die mehrere Tage dauerten, zu transportieren. Neben dem Tor für normale Fracht gab es eine zweite Garnitur, deren Öffnungen mit Stahlstäben versehen waren. Die sorgten für die notwendige Lüftung bei lebender Fracht. Man konnte dadurch bei grosser Nachfrage von Tiertransporten sofort genügend Wagen bereitstellen.
Das Modell:
Ein Nachbau, auch im Grossmassstab, ist immer ein Kompromiss!
Enge Radien, Kupplungssysteme, Radkränze u.s.w. Die Kunst des Modellbauers besteht nun darin, diese Kompromisse möglichst so zu gestalten, daß sie das ursprüngliche Aussehen nur wenig verändern. Denkt man nur an die nach wie vor klobigen Märklinkupplungen und die „fetten Spurkränze“, die das Aussehen einer Hochhackigen Dampflok ziemlich verändern. Ein happiger Kompromiss.
Mit herzlichen Grüssen Martin Bogie