Wunschliste
Einführung
Wer kennt das nicht? Am Anfang einer neuen Anlage stehen eine ganze Wolkevon Wünschen, die man(n) mit dieser Anlage realisieren möchte. Im Verlaufe des Anlagebaus, häufig schon ziemlich am Anfang kommt aber rasch die Ernüchterung, dass der einmal festgelegte Gleisplan oder das Thema oder .... (Liste beliebig erweiterbar) NICHT den oftmals geheimen Wünschen des Erbauers entsprechen. Frust ist damit vorprogrammiert.
Das muss nicht sein!
Einer der wohl bekanntesten hauptberuflich tätigen Anlageplaner, John Armstrong (1920 - 2004), ist schon vor Jahren auf die eigentlich einfache, aber vielleicht deshalb wohl geniale Idee gekommen, Wünsche und Randbedingungen, am ANFANG einer Anlageplanung zu sammeln und die Planung danach eben auf diese Liste aus zu richten.
Givens and Druthers
Im Englischen bezeichnen Givens Randbedingungen und Druthers Wünsche und genau diese beiden Spalten machen die Wunschliste aus. Ein kleines Beispiel soll das etwas erleuchten:
Beispiel
Givens: (Randbedingungen)
- Platz für die Anlage: 3.2 x 2.5 m
- Die Anlage muss zwischen den Betriebstagen katzensicher sein
- Ich kann nicht löten
- Geld ist knapp
Druthers: (Wünsche)
- Am liebsten sehe ich zu wie Züge selbständig fahren
- Ich mag Passagierzüge mehr wie Güterzüge
- Mein Lieblingszug ist der California Zephyr
- Ich finde schroffe Gebirgslandschaften einfach toll
- Die Prärie ist für mich nur langweilig
Fazit: Ausgehend von dieser Liste sollte ein Gleisplan eher eine Gebirgslandschaft darstellen. Strecke dominiert gegenüber Bahnhöfen und wenn ein solcher, dann um Passagiere ein- und aussteigen zu lassen und NICHT ein Rangierbahnhof. Gegen Bahnhöfe spricht auch das knappe Budget und die (vorhersehbaren) Schwierigkeiten bei der Verdrahtung. Plywood Desert, der beschönigende Name für das belassen einer sichtbaren Grundplatte für die Anlage wird vermutlich auch schnell langweilig.
Suche nach Alternativen
Es gibt für nichts auf dieser Welt nur eine richtige und auf Ewigkeiten bestehende Antwort. Die Modellbahn ist da keine Ausnahme. Deshalb sollte eine erfolgreiche Anlageplanung auch immer Alternativen beinhalten.
In obigem Beispiel kann dies ein erster Entwurf in Spur N und ein zweiter in Spur HO sein. Anschliessend werden beide Alternativen mit der Liste verglichen und die Vor- und Nachteile der beiden Vorschläge gegeneinander aufgerechnet, in dem jedem Punkt der Liste noch eine Priorität gegeben wird, also wie WICHTIG ist mir dieser Punkt.
Aus dieser ganzen Übung wird nun nicht zwingend der beste Anlageplan einfach daherschweben, aber danach ist der Erbauer/Planer/Träumer sicher mindestens einen grossen Schritt weiter gekommen in der Suche, was er WIRKLICH will.
LDE's
Eine weitere Idee, die ebenfalls stark von John Armstrong mitgeprägt (wenn nicht soger erfunden) wurde, ist das LDE, Layout Design Element. Also zu Deutsch ein Anlageplanungselement. Jede Anlage lässt sich in einzelne Elemente aufteilen und je besser diese Elemente zueinander passen, umso "echter" wirkt die Anlage, umso harmonischer wirkt sie optisch und meist auch umso realistischer lässt sich damit spielen (Engl: Operate). Ein LDE kann ein Kreuzung zweier Linien sein, eine Stadtszene durch die sich die Bahn quetscht oder aber ein Teil eines grösseren Bahnhofes wie die Lokbehandlungsanlage oder eine Containerverladestelle. Weitere Beispiele wären:
- Hafenszene
- Rangierbahnhof
- Passagierbahnhof
- Stadt
- Industriegebiet
- Lokschuppen
- Getreidesilo
- Kohleverlad
- Grosse Fabrik
- Landwirtschaft
Es ist gut, wenn von Anfang an möglichtst klar ist, welche LDE's mehr und welche weniger erwünscht sind.
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen
Dies gilt für fast jede Aktivität im Bereich der Modellbahn, aber eben auch bei der Erstellung der Wunschliste. Also gilt erst Recht:
Lieber heute damit starten und es halt morgen (noch) besser machen!
Dabei ist vor Allem eines ganz wichtig: Sei ehrlich mit Dir auch wenn's schwer fällt! Wenn Dir etwas gefällt, dann stehe dazu. Die Planung kann nun wirklich DAS realisieren, was Dir am meisten Spass macht. Und das Risko, teure Fehlkäufe zu tätigen wird zwar nicht vollständig eliminiert aber doch stark reduziert.
Fragen lässt sich durch fast nichts ersetzen
Nun gut, ich weiss zum Beispiel, dass ich Passagierverkehr mag und auch auf meiner Anlage realisieren will. Toll! Nur, wie nun weiter? Natürlich kann ich nun alle erhältlichen Zugsets sammeln und der Reihe nach auf einem Oval ausfahren lassen.
Hier lohnt es sich, sich weiter mit dem Thema zu befassen und sich zu fragen, ob das Ganze sich weiter eingrenzen lässt. Faszinieren mich die Stromlinienförmigen Glanzzüge der Nachkriegszeit oder reizt mich eher der dichte Berufsverker der Vorortsbahnen von Chicago, Boston, Los Angeles oder San Francisco?
Es lohnt sich, im Internet zu stöbern, da dies voll von Informationen und Bildern ist. Aber nicht zu unterschätzen ist der Rat von Bekannten oder Kollegen, die sich vielleicht per Zufall auch schon mal mit dem Thema befasst haben.
Auf zwei bekannte Risken der Fragerei sei hiermit ausdrücklich hingewiesen:
- Ich stelle eine Frage und erhalte eine Antwort, die ich nicht hören will.
- Aufgrund von Antworten fange ich an, gewisse Elemente meiner Liste in Frage zu stellen.
Natürlich ist bekannt, dass es keine dummen Fragen gibt, leider wissen das nicht Alle. Wenn ich Fragen stelle, weil ich zu faul bin, selber ein bisschen zu recherchieren, muss ich mit weniger ausführlichen Antworten fast rechnen.
Auf der anderen Seite kann es sein, dass der Gefragte halt einfach schon gewisse Erfahrungen gemacht hat und diese ungefragt mit der Antwort mitliefert. Das ist in der Regel immer gut gemeint! Und ich muss ja nicht zwingend JEDEN Fehler selber wiederholen.....
Eine Wunschliste ist übrigens NIE fertig! Aber irgendwann wirst Du merken, dass sie für Dich so vollständig und aktuell richtig ist, dass der erfolgreichen Anlageplanung nun nix mehr im Wege steht!
Referenzen
- John Armstrong Wikipedia (engl.)
- Layout Design SIG Givens and Druthers