Moin,
Warum nur sind dann so anlagen wie die vonpele seeboerg oder lance minheim so hoch im kurs? Weil hier sogar der grashalm die richtige epoche hat und alles äusserst konsequent gebaut und geplant wurde
Mal ganz platt gefragt: Bei wem denn hoch im Kurs? Bei 100 Teppichbahnern im Stil von http://www.teppichbahn.org? Bei 600 Nutzern hier im Forum? Bei 100.000 Model-Railroader-Abonnenten weltweit? Bei 5 Millionen Besuchern im Minatur-Wunderland? Und was sagt das überhaupt aus?
Nicht falsch verstehen: Ich habe großen Respekt vor der Leistung, ich schaue mir sehr gerne die Bilder z.B. im "From Mountain to Desert"-Buch an (wie übrigens auch Fotos und Videos vom MiWuLa) und ich würde gerne einige der Szenen nachstellen. Ich wehre mich nur dagegen, das als die einzige (oder, eingeschränkt: höchste) Form der Modellbahnerei zu sehen, wie es leider auch hier immer wieder anklingt in so Beiträgen wie "mach das lieber gleich richtig (oder lass es ganz sein)". Diese ausgrenzende Arroganz, dieses "so ist es halt bei Deutschbahnern", dieses "naja, Pickelbahner halt", das lese ich hier leider immer wieder zwischen den Zeilen. Vielleicht ist es nicht so gemeint, aber es kommt so bei mir an. So, als dürfe man, wenn man sich US-Modellbahner nennen möchte, kein Automodell von 1980 aufstellen, wenn irgendwo auf der Anlage eine Lok fährt, die schon 1972 verschrottet wurde. Oder zumindest sollte man die Lok dann umnummerieren, um nachzuweisen, dass man das auch recherchiert hat. Und bitte ein Datum angeben...
Zu den Ausgangsfragen kann ich so konkret nichts schreiben, denn ich bin bisher Schreibtischbahner... aber ich versuch trotzdem mal, meine Gedanken dazu hier zu Papier zu bringen:
Für mich persönlich schwanke ich extrem hin und her zwischen verschiedenen Extremen... ich möchte langen Zügen, die tatsächlich Mehrfachtraktion brauchen, auf langen, weit geschwungenen Strecken zusehen. (Da kann ich stundenlang zusehen) Ich möchte fahrende LKW haben. Ich möchte ein wenig rangieren nach dem Motto "Da kommt jeden Tag mit dem Frühzug von $weitweg eine Lieferung $waren, der Abendzug nimmt dann den leeren Wagen wieder mit" - wie es in der Realität denkbar wäre. Also keine 40"-Holz-Boxcars mit Roofwalk hinter einer Dash 9 - aber andererseits hätte ich kein Problem damit, wenn eine bestimmte Wagennummer in der Realität nur montags und eine bestimmte Loknummer nur dienstags auf der Strecke war, diese im Modell zusammen zu fahren.
Soweit meine Träume. Dagegen sprechen wie bei allen Modellbahnern: Platz, Zeit und dann irgendwann wahrscheinlich auch Geld.
Das Ganze wird nie auf meinen Platz passen - ich wohne auf nicht ganz 30 m^2, weniger Platz als der durchschnittliche Gleisplan im Model Railroader hat und Zeit - naja, hab ich auch nicht.
Also - ich höre es schon - Module bauen. Sind schön, gar keine Frage, eine Modul-Ausstellung ist etwas ganz tolles, woran ich auch gerne einmal teilnehmen möchte. Leider nur eine Handvoll Male im Jahr. Doch ich kann sogar zu Hause damit Betrieb machen. Nach einer halben Stunde Aufbau, einer weiteren halben Stunde Rollmaterial aufgleisen und einer anschließenden Stunde wegräumen. Will ich nicht, ich will auch abends mal eben eine Lok einige Meter fahren lassen, mit maximal Staubschutz von der Anlage abnehmen.
Dauerhaft könnte ich hier etwa 90x50cm bebauen - ein Ikea-Ivar-Regalbrett. Oder etwa 30x310cm mit Pfosten dazwischen - eine Ebene meiner Regalwand. Pfosten dazwischen (alle 80cm, für die höheren Ebenen) ist aber ein No-go für mich - das zerlegt das Anlagenerlebnis total, vermute ich und habe ich auch in vielen Beiträgen gelesen, die sich genau mit dem Thema beschäftigen. Bleiben die 90x50cm - da passt in n-scale ungefähr eine Umfahrung für einen Boxcar mit #7-Weichen und ein sinnvolles Ausziehgleis drauf - und das wird schon knapp... wo kommt der Link zu carendt.us? Zu den vielen Rangieranlagen?
Ich will aber auch nicht nur rangieren (manchmal schon, aber nicht immer). Ich will auch mal einen Zug einfach nur kreisen lassen, mehrfach langsam an mir vorbei fahren lassen, mit einer Tasse Tee oder stärkerem daneben stehen und mich darüber freuen. Deswegen plane ich zur Zeit den Kompromiss aller Kompromisse - ein Oval auf 90x50cm um eine (Plastik-Spritzguss-)Fabrik herum mit zwei Anschlussgleisen (Pellets anliefern, Spritzgussteile abholen) und LKW-Verkehr (bis zu einer Tankstelle). Radius: 230mm. (Kato schreibt was von min. 8.5" fúr ihre Vierachser, das ist ... weniger ...) Fahren werden dort: ein vierachsiger Diesel, 50" Boxcars, Covered Hopper und alles, was ich testen will Es wird grausam aussehen. Es wird sicher nicht so betriebssicher sein wie auf 3m Radius (würde ich für Module vorsehen...) und Kuppeln im Bogen kann ich sicherlich auch vergessen. Die Umfahrung würde angenommenermaßen auf einem Stück "alter" Strecke liegen, das quasi diagonal in das Oval hinein reicht, mit einer Bogenweiche und einem toten Ende (und in ihrer Fortsetzung über das Oval hinweg findet sich vielleicht ein alter Tunnel) Sie wird für einen Wagen reichen und damit auch das Rangieren spannend - oder nervig - machen - mehr Platz ist aber nicht.
Aber bisher fühle ich mich damit am wohlsten, besser als alle Klapp-Ideen, die ich so hatte (jedes Mal alles abräumen?) und viel, viel befriedigender als reines Rangieren oder gar Module mit aufwendigem Aufbau. Und auch deutlich besser als mit allen narrow gauge-Überlegungen, die mir irgendwie, ich weiß nicht warum, nicht passen wollen. Genauso wie DB-AG-Planspiele oder deutsche Schmalspurbahn...
So, jetzt hab ich mir mal allen (Modellbahn-)Frust von der Seele geschrieben und darüber vollkommen übersehen, dass ich heute Abend eigentlich schon vor einer Weile etwas vor hatte...
MfG, Heiko