Warum ein Protomodel einen auch Nerven kann:
In letzter Zeit ist mir wieder, wie früher schon, der Gedanke einer Freelance Bahngesellschaft gekommen. Der Grund für mich ist aber doch sicher etwas unüblich und weniger die Ausrede, sich nicht mit dem Vorbild zu beschäftigen, als viel mehr das Resultat davon, das ich genau das mache.
Meine Basteleien und Konstruktionen sind auf jeden Fall das, was mich glücklich macht, auch wenn gerade zwei von drei komplett Eigenbau Fahrwerken etwas rumzicken, da kommt mir sicher auch noch eine Lösung.
Nun kristallisiert sich eines raus, wenn ich eine Lok konstruiere und baue, ich kenn jede Abweichung vom Original. Manches ist dem Maßstab geschuldet, andere Fehler sieht man erst nach einem neuen Kenntnisstand, weil jetzt doch ein Foto auftaucht, was die zuvor dunkle Ecke richtig zeigt. Auch Die H0n3 Modelle sind voller Fehler. Die Blackstonwagen sind z.B. viel zu breit.
Alles Sachen wo man sagen könnte ja und? Aber ich weiß es und es wurmt einen dann doch etwas, immerhin könnte man es ja noch mal überarbeiten, aber so komm ich auch nicht zu Potte.
Meine K-27 hat z.B. Merkmale, die es zwar alle gibt, aber die so zusammengeführt an einer Maschine nie existierten. Das Gleiche gilt auch bei der C-25. Auch wenn es nur eine gab, die wurde auch oft genug umgebaut. Leider gibt es dann nicht alle Detailfotos in einem Zustand und die anderen Modelle unterschiedlicher Hersteller haben zum Teil noch krassere Abweichungen.
Dann kommt weiter hinzu, dass ich keine konkrete Vorbildsituation nachbaue (aus Platzmangel). Es gibt glaube ich auch nicht viele, die das wirklich machen. Zwar hab ich so gefühlt schon 10 Interpretationen von Rico gesehen, aber das sind auch nur Interpretationen bei denen meist nur der Name der passt. Ja, ich weiß, selektiv compressing. Gerade wenn man sich die Situation vor Ort nicht wirklich betrachten kann, bleibt es eben ein Abklatsch von ein paar Bildausschnitten und der Eigeninterpretation.
Da erscheint es naheliegend doch gleich zu sagen ich will hier nicht Bahngesellschaft xyz genau darstellen, sondern eher eine Interpretation einer Schmalspurbahn in den Rocky Mountains. Ob da jetzt ne korrekte Bahngesellschaft am Schlepptender prangt mit ner Nummer die es gab oder nicht, spielt auf einer mehr oder minder falschen Lok kaum eine Rolle. Vor allem lässt es mich über bestimmte Kompromisse am Fahrzeug oder der Umgebung in der es sich bewegt leichter drüber hinwegsehen.
Ein weiterer Punkt ist: ich kann auch ein mir gefallendes schmalspuriges Fahrzeug einer anderen Bahn plausibler einbinden (mein Schwerpunkt liegt auch eher beim Fahrzeugbau). Verkauft wurden die gern hin und her, Beispiele dafür gibt es zuhauf. Auch kommt mir doch ab und an der Gedanke eines kompletten Freelancemodels, eines Boxcab oder Dodelbag. Auch sind zwei Class 90 Diesel der White Pass bei mir im Bestand, welche ich schon echt hübsch finde, die aber so definitiv immer aus dem Rahmen fallen werden. Ähnliches gilt auch für die Umgebung. Als Beispiel sei mal die Schlackengrube genannt, die ich verbauen werde, in der Form wie ich sie hab ist sie nicht typisch D&RGW, der geplante Lokschuppen ist auch eher eine kleinere Version aus Rico. Also selbst wenn jetzt Rio Grande an der Lok vor dem Depot steht, diese Situation gab es so nicht, aber hätte es so geben können.
Soviel zu meinen Gedankengängen warum erst mal Freelance für mich eine Lösung darstellt etwas entspannter zu sein beim Modellbau, ohne jetzt irgendwelche schlimmen Disneyland-Verschnitte zu Produzieren (na wobei die Class 90 gehört definitiv eher zum Disneyland-Verschnitt, aber das liegt in meinem gewählten Zeitraum, also bei denen bleibt es erst mal nur bei einem Gastauftritt).
Im nächsten Teil geht es darum, wieso es verdammt schwer ist, eine Bahngesellschaft nach Colorado zu pflanzen, ohne, dass es gänzlich seltsam wirkt. Warum ich von einer guten Variante für eine solche Bahn dann doch etwas Abstand nehme. Was meine Lösung mit einem Berg in Spanien zu tun hat und ich doch noch ganz nah bei der D&RGW bin.
Und vielleicht ist das ne ganz gute Anleitung auf Deutsch, wie man zu einer eigenen Bahn kommt, die es hätte geben können. Oder es ist eben meine Interpretation von “Rico“.
Grüße,
Sven