Atchison Topeka & Santa Fe 1050 Class

  • Diese Lok hier war eher ein Gelegenheitskauf durch Zufall. Sie wurde vorher schon länger angeboten, man sah sie, man kannte sie, aber das Modell löste keine Reaktionen aus.
    Ich weiss nicht ob Ihr bei Euch auch schon einmal diesen Effekt beobachtet habt; auf einmal macht es plötzlich irgendwie "Klick" und die Lok rückte in den Focus der Begehrlichkeiten. Ich habe nicht lange gefackelt und mir diese Lok im Februar 2013 gegönnt. Einer der auslösenden Faktoren mag auch der Eintritt in den Fremo, speziell der South West Division, gewesen sein der um die gleiche Zeit geschah. Die Santa Fe bedient den Südwesten der USA, also passt diese Bahngesellschaft in den Rahmen. Davor hatte ich mit der ATSF nichts am Hut, da ich mich eher in der Great Lakes Region orientiert habe. So wurde dann wegen Fremo die Santa Fe zu meiner Zweitgesellschaft.
    Ich habe mir damals gesagt, du musst nicht unbedingt den Super Chief in Form eines 15 Car Trains mit A-B-B-A F7 Consist davor haben, den bringt garantiert immer jemand zum Treffen mit. Nein für mich ist eher der Daily Local zwischen Carlsbad und Clovis interessant, der aus 2 Heavyweights mit einer 2-6-2 oder 4-4-2 als Zuglok davor besteht. Das artet dann auch nicht gleich in eine Materialschlacht aus...
    Also kurz gesagt, ich habe mich auf die Branchlines und das dort von der ATSF eingesetzte Rollmaterial konzentriert.
    Und genau in diesen Rahmen passt die ATSF 1050 Class.



    So habe ich die Lok bekommen. Einiges habe ich daran schon wieder gerade gerichtet und deshalb die erste Serie Kontrollfotos gemacht.
    Die Seilzüge für Glocke und Pfeife konnte ich vom verknitterten Zustand wieder in Form bringen.




    Es war das erste Modell das Key importiert hat; gebaut von Samhongsa. Es gibt keinen Boiler Backhead und vom Cab Floor fehlt das grosse Mittelteil. Dafür war dann der traditionelle Open Frame Motor eingebaut.
    Eine Rohrleitung unter dem Cab habe ich jedenfalls schon ergänzt.



    Irgend etwas stimmt hier irgendwie nicht. Damals hatte ich das noch nicht heraus gefunden.





    Da diese Loks auch rückwärts ihre Züge über die Strecken zogen, gibt es auch auf dem Tender einen Scheinwerfer.



    So weit erst einmal die Bestandsaufnahme "as is".
    Da das Modell nicht mehr nur in der Vitrine sein Dasein verbringen, sondern eine betriebssichere und zuverlässige Lok werden soll, gibt es da noch einiges daran zu tun.


    Edit: Satzbau, Rechtschreibefehler

  • Servus Lutz,
    ja, die könnte mir auch gefallen, sehr schön gearbeitet und auch noch gut erhalten. Es freut mich, daß du dir hier eine Menge Arbeit angeschafft hast.
    Lasse uns auch am Geschehen teilhaben, bin schon sehr gespannt.

  • Hallo Lutz,


    das ist eine sehr schöne Prairie - leider "etwas" zu alt und zu weit "westlich" für mich. Aber sie würde genau meine Vorlieben treffen. Genau die richtige Butter-und-Brot-Lok für jeden Tag für alles.
    Ich freue mich auf die Bilder wenn sie fertig ist.


    Grüße Tom

  • Hallo Helmut, hallo Tom!


    Erst nachträglich habe ich gemerkt, dass ich bei der Modellauswahl das Richtige getroffen habe. Diese Prairies waren die "GPs" ihrer Zeit und sie standen sehr lange in Betrieb, die letzte ist erst 1955 aus dem Bestand ausgeschieden. Abgelöst wurden sie denn auch durch die GP7 und GP9 auf den Branchlines. Die GPs wurden nicht mehr abgelöst, auch in den USA fand das Nebenbahnsterben statt.
    Somit kann man den Einsatz bis weit in die Transition Aera hinein rechtfertigen.



    So sieht sie Heute aus. Aber das "Wie" um dahin zu kommen war schon recht aufwendig und hat mit Unterbrechungen über 2 Jahre gedauert.

  • Eine der ersten Umbaumassnahmen war die Korrektur der vorderen Rahmenpartie. Glücklicherweise konnte ich im www Risszeichnungen dieser Loktype ausfindig machen. Mit deren Hilfe konnte ich ausfindig machen was hier am Modell nicht stimmmte. Der vordere Rahmenvorschuh war zu lang, um etwa 3,5mm im Vergleich zur Rißzeichnung. Die Achsstände stimmten dagegen mit der zeichnung überein. Da ich mich nicht nur auf eine Quelle verlassen wollte habe ich auch mehrere dutzend Fotos von dieser Loktype angeschaut und verglichen. Dabei wurde dann auch die Fehlstellung der Rauchkammerstützen festgestellt. Alles zusammen genommen ergab dann das etwas komische Aussehen des Modells gegenüber dem Vorbild.



    Vor dem Umbau.
    Man sieht den recht grossen Abstand von der Vorlaufachse zum Pilot Beam.
    Des weiteren die flache Stellung der Rauchkammerstützen die hier sogar hinter den Treppen verschwinden. Die Treppen haben sich später auch noch als ein weitere Fehler herausgestellt.






    Erster Schritt war das Abschrauben des Bauteil das Pilot Beam, Cow Catcher, Pilot Deck und Rauchkammerstützen in sich vereinigt.
    Dann wurden die Rahmendetaillierungsteile rechts und links vom Rahmenvoerschuh abgelötet.
    Der Rahmen wurde dann vorne um die besagten 3,5mm gekürzt.
    Des gleichen das hintere Ende des Pilot Decks dort wo es an die Zylinderblöcke stösst.
    Der Winkel der Rauchkammerstützen wurre korrigiert wobei ich mir hier zuerst an der Zeichnung orientiert habe. Später musste ich sie dann an die Rauchkammer anpassen.
    Das Bauteil wurde hier dann erst einmal mit CA aufgeklebt. Später habe ich dann eine neue Bohrung in den Rahmen gesetzt und dort ein Gewinde eingeschnitten. Damit konnte dann auch geschraubt werden.
    Man sieht, dass die Winkel noch nicht so richtig stimmen. Das Pilot Deck hängt noch hinten herunter.






    Ein nächster Versuch das zu korrigieren und ein weiteres Kontrollfoto.
    Die Detaillierungsbleche wurden wieder an der richtigen Stelle angelötet.
    Seltsamerweise brauchten sie nicht gekürzt werden und wiesen schon die richtige korrekte Länge auf. :kratz)






    Jetzt ist es "square" und die Proportionen passen zueinander.
    Aber noch fehlt etwas.






    Die 3-eckigen Versteifungswinkel wurden aus 0,2mm Messingblech angefertigt und angelötet.
    Scheinbas steht jetzt der Pi9lot Beam schief. Dem ist aber nicht so wie Nachmessen ergab, man sitzt hier einer optischen Täuschung auf. Die etwas nach hinten gebogene Griffstange auf dem Pilot Beam und die schräg stehenden Entkupplerhebel begünstigen diesen Effekt.







    Beide Ansichten von der anderen Seite Vorher - Nachher zum Vergleich

  • Die Frontpartie war aber imer noch nicht stimmig gegenüber dem Vorbild.



    Hier ein Kontrollfoto welches die Lok aus der 3/4tel Perspektive zeigt.




    Die nächsten Merkwürdigkeiten waren die seitlichen Aufstiegsleitern die unten einfach so endeten.
    Des weiteren die an den hinteren Enden freischwebenden Kreuzkopflineale. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die beim Vorbild hinten so "frei flatterten".
    Bis mir nach langem Suchen ein Bild dieser Loktype gewahr wurde welches die Lok aus einer sehr ungewöhnlichen Perspektive zeigte. Nämlich von schräg oben von hinten.
    Dort konnte man dann deutlich sehen wie die Kreuzkopfführungen hinten befestigt waren. Es sah aus wie ein sehr dickes Blech das am hinteren Ende des Steuerungsträgers befestigt war und in der Breite von der Kuppelstange bis zur Aussenkante des Steuerungsträgers reichte. In dieser Platte war ein Schlitz für die Treibstange in welchen sie mit "hauchdünnen" seitlichen Abständen durchtauchte.
    Die Leitern waren am unteren Ende ebenfalls an dieser Platte befestigt.
    Wie das jetzt im Modell darstellen?
    Eine sklavische Nachbildung schied von vorneherein aus, da beim Modell einfach nicht genug Platz zwischen Treibstange und Kuppelstangen vorhanden ist. Die Stangen sind im Modell auch im Querschitt breiter als das Vorbild. Daran gross herumfeilen und -fräsen wollte iach auch nicht. Also habe ich diese Kompromisslösung wie abgebildet gemacht. Ein Messing Rechteckprofil wurde an den Steuerungsträger gelötet und die hinteren Enden der Kreuzkopflineale daran angelötet. Des weiteren das unteren Ende der Leiter mit einer Lasche damit verbunden. Damit sind auch die Leitern grifffester geworden. Man kann jetzt zwar Zylinderblöcke und Steuerungsträger nur noch gemeinsam demontieren weil zusammen gelötet, aber das macht man ja nicht so oft.





    Das nicht stimmige Aussehen der Treppen vom Pilot Deck zu den Umläufen konnte nach Bildvergleichen ebenfalls korigiert werden.
    Hier habe ich die viel zu breiten Riffelblechtritte, die zudem noch einen vorbildwidrigen Umbug an den Enden aufwiesen, abgelötet.
    Neue habe ich nicht mehr angebracht, das lasse ich jetzt so stehen. So kommt der Eindruck richtig herüber.






    Die vordere Zierkupplung wurde abgeschraubt und statt dessen eine Kadee Coupler Box mit einer #158 angeschraubt.


    Es sind nur kleine Änderungen, aber ich finde sie tragen entscheidend zum Eindruck und Aussehen des Modells bei.



  • Hi Lutz,


    ... möchte dazu ein paar Sachen anmerken die man noch besser machen hätte können ( muss allerdings ehrlich sagen, daß ich selbst das vermutlich wegen mangelnder Geduld und zu ausgeprägter grobmotorischer Veranlagung nicht zusammenbringen würde - also eher Meckern auf sehr hohem Niveau)


    Zu diesem, Zwecke Bilder der 1050er Class studiert .
    - die Leitern über der Steuerung sind sehr filigran und auf Bildern von einer gewissen Distanz / mit schlechter Auflösung schwer wahrnehmbar. Wohingegen die am Modell recht klobig sind und deutich in Erscheinung treten, da gäbs ev was zierlicheres.


    Die vorderen Aufstiegsleitern zum Umlauf lassen deutlich erkennen, daß sie eben aus einem einzigen Messingteil hergestellt sind, während sie beim Vorbild klarerweise aus zwei Flacheisen und Metallplatten ( vermutlich dünnes Noppenblech) hergestellt sind.
    Da würd ich doch noch eben dünne Bleche anbringen, grad diese Stelle ist bei vielen Messingmodellen ab Werk schlecht dargestellt obwohl man dort als erstes hinschaut.


    Ich hab eine ganze Reihe Bilder von dieser Klasse, wenn du Interesse hast schick ich dir ein paar, ev siehst du noch was Neues. U.A. die #1079 mit abgebauter Steuerung, so daß man die "Platte mit Schlitz" gut erkennen kann.


    Auf alle Fälle Hut ab vor dem Umbau.

  • Hallo Gerold!


    Danke für Deine Anmerkungen. Da gebe ich Dir Recht, dass man noch ettliches feiner hätte ausführen können. Nun ist das Kind, wie Du am Bild der fertigen Lok sehen kannst, schon in den Brunnen gefallen. Hier poste ich sozusagen nachträglich einen Umbaubericht zusammen gestellt aus den vielen Kontrollfotos die ich dabei gemacht habe. Was aber nicht ausschliesst bei Zeit und Gelegenheit auch fertige Projekte wieder zu überarbeiten.


    Bezüglich der Fronttreppen bin ich nach Fotosvergleich dahin gekommen die Riffelbleche einfach wegzulassen. Auch wenn ich verkleinerte Riffelblechtritte aufgelötet hätte, hätten sie hier wieder zu dick aufgetragen und damit wäre der Vorbildeindruck wieder gestört. Als das kleinere Übel erschien es mir die Riffelnachbildung einfach wegzulassen.
    Alternative wären völlig neue Ätzteile.


    Die Seitenleitern sind potentielle "Angrapschpunkte". Mir war es hier wichtig das untere Ende zu stabilisieren. Im Vergleich mit Vorbildfotos finde ich sie nicht zu sehr überdimensioniert.
    Ebenso die Nachbildung der Schlitzplatte. Hier stösst man dann an die modelltechnischen Grenzen. Und die Bedingungen lauten ja nicht protopuristische Finescale, sondern NMRA S-4.2 und RP25/110.


    Und ich weiss nicht wie Du darüber denkst, aber bei mir kommt bei jedem Projekt dann immer ein Punkt wo man sich selber sagen muss: "Fünfe gerade sein lassen". Anderenfalls kommt man hundertsten ins tausende und zehntausende und wird letzten Endes an seinen eigenen Ansprüchen scheitern.
    Man muss sich selber sagen, bis hierhin und wenn es auch nicht 100%ig perfekt ist. Ich selber muss hier eine Grenze ziehen um mich nicht zu verzetteln und um das Projekt fertig zu stellen.
    Und genau so habe ich es hier auch gemacht. Nicht 100%ig perfekt, aber so weit wie realistisch möglich perfekt.
    Es waren hier bei diesem Modell ja noch mehr Kompromisse zu machen, die ich im weitere Verlauf des Umbaus schildern werde.


    An den Fotos wäre ich trotz alledem interessiert, es sind ja noch andere AT&SF Projekte wie eine Class 3160 und Class 1480 im Hintergrund. Wobei die 3160 schon ziemlich weit fortgeschritten ist.

  • Servus Lutz,
    das allseitig bekannte Problem ist doch nach wie vor, daß uns die Optik der Kamera die "Mängel" knallhart an den Kopf wirft, was uns unser Auge "verschweigt".
    den Aussagen Gerold's kann ich nur vollinhaltlich zustimmen, eine gelungene Arbeit.
    Ich hoffe ich habe da etwas für dich, schau mal in den Link.


    https://www.flickr.com/photos/modelrailroadmuseum/sets/



    Viel Spaß bei der Durchsicht.

  • Hallo Helmut!


    Genau aus diesem Grund mache ich die vielen Fotos. Vielen Dank für den Link, den kannte ich noch nicht.


    Viele Fotos habe ich hier gefunden:
    http://digital.denverlibrary.org/cdm/
    Die Fotos habe den Vorteil, dass man sie riesengross aufziehen kann. Besonders die älteren die noch mit Plattenkameras aufgenommen wurden. Hier kann man dann wirklich feststellen ob die Rauchkammerfront mit Schrauben mit 6-Kantköpfen oder mit Bolzen und 6-Kantmuttern befestigt ist.
    Probiere es einmal aus:
    http://cdm16079.contentdm.oclc…330coll22/id/70228/rec/34




    Hier noch einige weitere Fotos von ATSF 1050 Class Loks, die ich vielleicht an den Anfang des Beitrags hätte stellen sollen.
    http://digital.denverlibrary.o…30coll22/id/58525/rec/127
    So ähnlich werde ich damit dann wohl in Mutschelbach aufschlagen.


    http://digital.denverlibrary.o…330coll22/id/58530/rec/30


    http://digital.denverlibrary.o…30coll22/id/58535/rec/143


    http://digital.denverlibrary.o…30coll22/id/58532/rec/132


    http://digital.denverlibrary.o…30coll22/id/58510/rec/157


    http://digital.denverlibrary.o…30coll22/id/58533/rec/158
    Vom Piffelbahn Betrieb rückwärts vor dem Zug bis hin zum Schnellzug Vorspann, sie waren die "General Purpose" Loks ihrer Zeit.

  • Einer der nächsten Kummerpunkte war der Antrieb.
    Hier war noch ein Open Frame alter Machart eingebaut. Damit der überhaupt Platz hatte wurden Boiler Backhead und der Mittelteil des Cab Floor weg gelassen. Die Verbindung zum Getriebe wurde denn auch traditionell durch den Gummischlauch in seinen verschiedensten Verhärtungs-, Verfalls-, Zerbröselungs- und Ausflösungsgraden hergestellt. Auch hier taugte das eingebaute Exemplar nicht mehr zur kraftschlüssigen Verbindung mit dem Getriebe. Das Getriebe war hier eine Konstruktion aus zusammengelöteten Messingplatten und damit ein Sealed Unit. Es spektakelte auch fürchterlich. Wenn Getriebe etwas Geräusche machen, akzeptiere ich das, aber nicht diesen Lärmpegel wie er hier der Fall war. Als eine der Ursachen war das viel zu grosse Axialspiel der Schneckenwelle. Bei demontierbaren Gehäusen und Lagern kann man hier durch beilegen von U-Scheiben das Axialspiel und den dadurch verursachten Lärm reduzieren. Aber hier waren selbst die Lager für die Schneckenwelle eingelötet. Ein Versuch Schnecke und Schneckenwelle zu trennen schlug ebenfalls fehl, weil auch die Schnecke auf die Welle aufgelötet war. MMM (Mist, Murks und Müll)
    Es war dann an der Zeit Nägel mit Köppen zu machen und den gesamten Antriebsstrang zu erneuern.






    So sieht der neue Antriebsstrang aus.
    Ein Escap Motor mit vergleichweise viel Power (4,5W Abgabeleistung) für diese Lok, gelagert in einem Stück Messing U-Profil. Das U-Profil selber mit Gewindebohrungen versehen und am Rahmenheck angeschraubt. Ein Spannband aus 0,2mm MS-Blech erlaubt eine positionierbare Befestigung des Motors. Die Verbindung zur Getriebeingangswelle erfolgt mit Antriebsteilen der Maxima der Sächsichen Waggonfabrik, daher auch die Schnecke auf der Gelenkwelle.
    Das Getriebe selber ist ein Recyclingprodukt, es entstand aus den Überesten dreier Getriebe. Aus diesen Komponenten gelang es mir ein einigermaßen geräuscharmes Getriebe zu komponieren, wenn ich das einmal so nennen darf.
    Die erforderliche Drehmomentstütze ist hier; im Bild nicht sichtbar, an den Steuerungsträger mit angeschraubt.







    Nächster Punkt Stromabnahme.
    Etwas verkompliziert wurde die Angelegenheit, weil die Bremsanlage der Lok elektrisch leitend mit dem Rahmen verbunden ist. Um Kurzschlüsse auszuschliessen war eine kreative Schleiferanordnung auf der isolierten Seite der Lok erforderlich.
    Es wurden auch wieder direkte Masseschleifer für die nicht isolierten Rädern angebracht. Somit umgehe ich durch das direkt angelötete Kabel ettliche bewegliche, rotierende, schleifende und damit auch störanfällige el. Verbindungen.
    Des weiteren wurden bei den Kuppelachsen Federn in reduzierter Stärke eingebaut. Abgestimmt auf das Gewicht der Lok, "schwimmt" diese jetzt auf ihren Federn.
    Somit wurde eine definierte Allradauflage geschaffen.







    Das Vorlaufgestell wurde mit einer selbst gewickelten Feder aus 0,3mm Bronzedraht abgefedert.
    Die Spiralfeder umschliesst hier den Schraubenkopf und durch den Flexicoileffekt wird auch eine Rückstellwirkung des Vorlaufgestells erziehlt.







    Das Rahmenheck wurde ebenfalls mit einer selbstgefertigten Wickelfeder versehen.
    Auch hier umschliesst die Feder einen Schraubenkopf und auch hier wird sie bei Fahrten durch Kurven seitlich verschoben und generiert so einen Rückstelleffekt.
    Die Schrauben diensen übrigens zur Befestigung der U-Profils der Motorhalterung.







    Die Tenderdrehgestelle erhielten ebenfalls neue Stromabnahmen.
    Zuvor habe ich die Seitenwangen von den Drehgestellbrücken aus Blech, an denen sie beide starr befetigt waren, abgelötet.






    In die abgewinkelten Seitenteile der U-förmigen DG-Brücken wurden 2,2mm Bohrungen gesetzt und dort dann von innen Abschnitte von MS-Röhrchen mit 2,1mm Innendurchmesser angelötet.
    Die Seitenwangen wurden ebenfalls mit 2,0mm Bohrungen in der Mitte versehen und dort dann Zapfen aus 2,0mm MS-Rundmaterial eingelötet.
    Damit das Ganze dann nicht mehr auseinandergeht, habe ich Ringe, hergestellt aus MS-Röhrchen, auf die Enden der Zapfen gelötet.
    Damit sind die Seitenwangen beweglich geworden und alls Räder haben damit einen definierte Allradauflagen.
    Damit das auch so im Verbund mit dem anderen DG so bleibt, wurde die Drehzapfenauflage durch Abfeilen links und rechts reduziert, so dass eine V-förmige Auflage entstand. Angestrebt wird hier eine möglichst linenförmige Auflage in Längsrichtung der DG-Brücke auf den Drehzapfen damit das DG dann seitlich wippen kann.
    Das hintere DG erhielt statt dessen noch zusätzliche seitliche Abstützungen in Form von auf den Tenderboden unten aufgelöteten Blechwinkeln.
    Das hintere DG habe ich mal ganz bewusst "verbogen" um so seine Beweglichkeit zu demonstrieren. Dadurch lassen sich auch die Radsätze ein- und ausbauen.
    Somit habe ich dem Tender eine statisch bestimmte Allradauflage gegeben.



    Edit: Satzbau, Rechtschreibefehler, Ergänzungen

  • Ein schöner Rücken kann auch entzücken:



    Hier mal der Tender von seiner Rückseite.
    In dem Scheinwerfer befindet sich eine warm weiße 0602er LED die hier mal versuchsweise mit CA vergossen wurde.






    Der Stirnscheinwerfer wurde ebenfalls beleuchtet, wobei eine möglichst unauffällige Kabelführung angestrebt wurde.


    Die Elektroinstallation mit samt ihren Steckverbindungen habe ich dann nach bewährtem Muster wie bei der B&O gemacht. Da die Arbeitsschritte die gleichen sind, erspare ich mir eine wiederholte ausführliche Darstellung. Bei Bedarf und Interesse bitte in dem Thread "Restaurationsobjekt 2-8-2" nachlesen.
    https://us-modellbahn.net/





    So habe ich die Lok und den Rider Car auf dem Arangement beim Fremo Treffen in Mutschelbach während der Betriebspausen probegefahren.
    Wenn der Rider Car vom Lackierer zurück ist, werde ich ich ihn hoffentlich bis zum Treffen 2015 einsatzfähig machen können.





    Eine wichtige Erkenntnis brachten die Probefahrten. Die Cow Catcher sind vorbildgerecht hier sehr tief angebracht. Verbunden mit dem grossen Überhang von der 1. Kuppelachse zum Cow Catcher setzte dieser auf einigen Modulübergängen, bei denen die Gleisübergänge abgesackt waren, auf den Schienenköpfen auf. Da Messing eben elektrisch leitend ist, wurde auch ein kräftiger Kurzschluß produziert der dann das Arrangement lahm legte weil die Kurzschlußsicherung auslöste.
    Auf die Unterseite des Cow Catchers habe ich daher Streifen aus 0,3mm PS aufgeklebt die bei einem evtl. Aufsetzen einen Kurzschluß vermeiden. Diese Kurzschlußverhinderer sind nachher nicht mehr sichtbar.






    Eine weitere Maßnahme war die Übergangsbrücke zwischen Lok und Tender. Da Lok und Tender jetzt das gleiche Potential aufweisen gibt es auch hier keine Kurzschlüsse.






    Dann habe ich angefangen das fehlende Cab Interior nachzubauen.
    Aus 0,2mm MS-Blech habe ich den fehlenden Teil des Stehkessels im Cab und die Stehkesselrückwand angefertigt. Der Boden entstand aus einem Stückchen Riffelblech. Hier war etwas Blechschneiderei unjd Nachdenken erforderlich, zumal das Teil nur lose eingeklemmt ist und wieder herausnehmbar sein soll. Das erleichtert dann die Lackierung, Verglasung und Einrichtung.

  • Die nächste Arbeit war dann die Detaillierung des Boiler Backhead.



    Ich habe den "finanziell gesunden" Kompromiss geschlossen nicht die kompletten Armaturen nachzubilden, sondern nur den Teil der später auch gut sichtbar ist.
    Hier erweist sich die Herausnehmbarkeit des Einsatz vorteilhaft, weil man die Bestückung bequem ausserhalb des engen Cabs vonehmen kann. Und das ohne grosse Verrenkungen mit Fingern und heissem Lötkolben vornehmen zu müssen; Auafaktor sonst sehr gross.
    Die Kabel mit dem Vorwiderstand führen zur Innenbeleuchtung.







    So sieht der fertige Einsatz aus. Die Verteilerarmaturen oben auf dem Stehkessel habe ich weggelassen. Sie wären nur bei einem Blickwinkel schräg von unten sichtbar. Da dieser Blickwinkel beim Anlagenbetrieb mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht vorkommt habe ich mir erlaubt die entsprechenden nicht sichtbaren Partien einfach wegzulassen. Ich lasse mich in dieser Hinsicht auf keine Psychospielchen ein. Psychospielchen in dem Sinne, dass auf Details verstärkt Wert gelegt wird, welche später nicht sichtbar sind wie z.B. Innentriebwerke oder durchbrochene Rahmen wie es teilweise bei unseren Deutschen Kollegen der Fall ist.
    Was am Modell gut sichtbar ist wird so genau wie möglich nachgebildet und über das was schlecht oder gar gar nicht sichtbar ist, wird nachgedacht ob man es wirklich für sein Seelenheil braucht.






    Probeweise eingesetzt.
    Auch aus diesem Blickwinkel wird man den Boiler Backhead später nicht sehen können.


    Damit ist hier bei mir der Punkt gekommen, wo ich bei dieser Lok den Schlußstrich ziehe.
    Man könnte noch ettliches verbessern, die Detaillierung noch weiter treiben und hier und da etwas ändern. Es besteht die Gefahr sich zu verzetteln und mit diesem Projekt dann nie fertig zu werden. Letzten Endes läuft man Gefahr an seinen eigenen Ansprüchen zu scheitern.
    Deswegen höre ich jetzt hier auf die Lok noch weiter aufzupimpen.
    Was jetzt noch gemacht wird ist die Optimierung der Fahreigenschaften, mechanisch habe ich mir hier einige Stellschräubchen gemacht und elektronisch erfolgt das über den Decoder. Die Lok wird auch nur einen reinen Fahrdecoder erhalten. Als nächstes kommen dann die Abschlussarbeiten wie Lackierung, Beschriftung und wieder gängig machen des Mechanismus.

  • Servus Lutz,
    schon eine verdammt gute Arbeit, ich finde auch die Detaillierung nicht all zusehr auf die Spitze zu treiben, zumal man von dem dargebrachten später nicht mehr viel zu sehen bekommt, außer du willst mit deinem Modell dich asymtotisch den Modellen von Micro-Metakit annähern. Lasse das Modell so, damit du es auch ohne Gefahr anfassen kannst.

  • Hallo Helmut!


    Danke für die Lorbeeren. Perfektionismus kann zuweilen schon mal heftige Stilblüten treiben.
    Und vor Micro-Metakit habe ich den Respekt verloren seit ich einmal solche Teile repariert habe, die kochen ihren Kaffee "mit Geschmäckle" auch nur mit Wasser.
    Bauen lassen sie ihre Modelle auch nur bei den einschlägig Verdächtigen und die löten bekanntlich ihre Sachen auch nur mit Lötzinn.

  • bei den einschlägig Verdächtigen und die löten bekanntlich ihre Sachen auch nur mit Lötzinn.

    Absolut richtig. Auch Ajin/ Samhongsa/ Overland.... haben schon Murks gebaut. Will da keinen schlecht machen, bin mit 95% meiner Modelle glücklich so wie sie sind, aber keiner ist fehlerfrei.


    Jedes Modell ist ein Kompromiss zwischen Vorbildtreue, einem gewissen Kostenlimit und dem technisch machbaren. Es ist oft interessant, welche Wege der Produzent gewählt hat, diese Herausforderung zu meistern.

  • In dieser Lok habe ich verschiedene Decoder ausprobiert.
    Die Eckdaten des Antriebstrangs sind.
    Motor: Escap mit 4,5W Abgabeleistung
    Getriebe: Schneckengetriebe mit Idler Gear (Zwischenzahnrad); Gesamtübersetzung 1:27 ; linksgängige Schnecke
    Treibräder: 69" entsprechen 1750mm


    Im Tender habe ich mir auch hier eine 8-pol genormte Schnittstelle geschaffen, so konnten die verschiedenen Decoder einfach ausgetauscht werden.
    In die engere Auswahl kamen diese reinen Fahrdecoder:
    ESU V4.0
    ZIMO MX630R
    Soundtraxx MC2H104OP


    Der ESU flog nach ettlichen Stunden des Bemühens ihn einzustellen wieder heraus. Hauptgrund war seine mangelnde Fähigkeit den Escap Glockenankermotor geräuschlos anzusteuern und zu regeln. Des weiteren brachte die vielgerühmte Selbsteinstellung des Decoders hinsichtlich der PID Regelparameter nicht wirklich etwas. Solange ich durch händische Einstellung "zu Fuß" bessere Ergebnisse erziehle, ist die Selbsteinstellungsfunktion wohl noch nicht ganz ausgereift. Jedenfalls macht der Decoder aus dem analog samtweichen laufenden Escap Glockenankermotor ein brummendes knurriges Etwas, egal was und wo man auch herumschraubt. Nach etwa 30 Stunden des Bemühens habe ich den als unbrauchbar abgetan, in die Kruschtekiste geworfen und als Fehlinvestition abgebucht. :thumbdown:



    Mit ZIMO stand ich früher sehr auf Kriegsfuß. Es sind eben Decoder von Nerds für Nerds gemacht. Es steckt ausserdem eine völlig andere Philosophie in der Decoderauslegung dahinter. Sie sind komplex und kompliziert einzustellen und man muß sich in das ZIMO-Komplexitätsuniversum richtig hineindenken weil man hier anders vorgehen muß. Bei der Messe 2013 in Sinsheim waren wir Standnachbarn und Dr. Ziegler war so freundlich mir die Vorgehensweise bei der Decodereinstellung zu erklären. Ausserdem bekam ich ein komplettes gedrucktes Handbuch überreicht. Damit konnte ich mich in das ZIMOversum einarbeiten und kann diese Decoder jetzt richtig einstellen. Die Lok zeigte damit erstmals richtige vernünftige Fahreigenschaften.



    Der dritte Decoder stammt von Soundtraxx und war damals ein ganz neu auf den Markt gekommener reiner Fahrdecoder. Ich habe damals nach einem Ersatz für den nicht mehr produzierten ESU Lopi V3.0 gesucht. Und hier brachte der Soundtraxx Mobile Decoder erstaunlich gute Ergebnisse. Am Ende blieb der Soundtraxx in dieser Lok.
    Der ZIMO wurde in eine andere Lok eingebaut und leistet dort hervorragende Arbeit.


    Als Fazit für mich; der Soundtraxx Mobile Decoder ist eine Alternative neben den TCS Decodertypen, ZIMO bleibt der Problemlöser für schwierige Fälle und ESU verschwindet unter dem Beschaffungshorizont.





    Dann war es an der Zeit die Lok für für die Lackierung vorzubereiten. Da der Lackierer mit Dampfloktechnik etwas auf Kriegsfuß steht habe ich das Fahrwerk selber mit dem Pinsel gemacht. Die Flächen sind hier so klein und verwinkelt, so daß eine Airbrush gegenüber dem Pinsel hier nicht viel Vorteil bringt.





    Am Tender wurden die Drehgestelle ausgebaut und in ihre Einzelteile zerlegt. Des weiteren wurden alle Elektronikkomponenten ausgesteckt und alle Einzelteile wurden sorgfältig in verschiedene Beutelchen nach Baugruppen getrennt verpackt.
    Vorher hatte ich mir schon Decals (Naßschiebebilder) zur Beschriftung beschafft.
    Nach dem Ausstinken der Farben wurden auch die gestrichenen Teile verpackt damit alle Teile der Lok zusammenbleiben.
    So wurde die zerlegte Lok zur bekannten Lackierwerkstatt nach Dresden geschickt.

  • Nachdem die Lok aus Dresden vom Lackieren zurück gekommen war, habe ich angefangen die Einzelteile wieder zusammenzubauen.



    Zuerst erfolgt der trockene Zusammenbau des Mechanismus. Die wichtigen drehenden Teile wie Lager, Achsen und Wellen werden von Farbresten befreit und auf Leichtgängigkeit geprüft bzw.gebracht. Dabei wird kein Schmiermittel benutzt, der Antrieb läuft trocken.
    Erst wenn er in diesem Zustand rund und ohne Klemmer und Hakeln läuft bin ich zufrieden.
    Jetzt werden auch die allfälligen Macken welche beim Zusammenbau unweigerlich entstehen ausgebessert.
    Dann lasse ich noch einmal alles trocknen.





    Erst jetzt öle ich die beweglichen alle Teile ab. Ich nehme dazu Getriebeöl nach API GL-2 mit einer Viskosität nach SAE90. Diesem nur leicht legierten Öl fehlen die agresssiven Zusätze wie sie in heutigen Motorölen vorkommen und die u.U. Kunststoffteile angreifen können. Dabei erhält am Anfang jede Lagerstelle des Gestänges einen sehr kleinen Tropfen Öl. Insbesondere die Gleitbahnen der Kreuzköpfe. Das Öl verteilt sich während des Betriebs und erzeugt so einen seidigen öligen leichten Glanz wie sie geschmierte Teile auch beim Vorbild aufweisen.












    Die Cab Fenster wurden verglast. Aus Hemdkragenplastik wurden passende Stücke mit der Scheree zugeschnitten und von hinten auf die Fensteröffnungen geklebt.






    Ich habe dann Teile des Gestänges weiss gestrichen. Dabei habe ich mich an Vorbildfotos aus den 1940er Jahren orientiert.










    Es erfolgten ausgiebige Probefahrten.





    So sieht die Lok Heute aus. So kann man sie sie einsetzen.

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