Korean Monday

  • Hallo Leute!


    Hier möchte ich mal in lockerer Folge zwischendurch berichten, daß nicht alles Gold ist was glänzt.
    Konkret ging es um den Kauf zweier Handarbeitsmodelle im Sommer dieses Jahres aus Nachlaßbestand. Eine dieser Gelegenheiten die es einmal gibt und dann nie wieder. Entweder man sagt ja, auch wenn es nicht gerade mal nicht "passt" oder man vergisst es.
    Eine der beiden Loks war völlig in Ordnung, die ist mittlerweile fertig zum Lackieren und sie war auch preislich sehr günstig. Diese hier abgebildete andere Lok habe ich nur akzeptiert weil sie im günstigen Paketpreis quasi für lau mit enthalten war.


    Hier herum geht es:



    Eine USRA 2-10-2 light von Sunset. Dieses Lokmodell hatte bislang nur ein Dasein als Vitrinenschaustück geführt, eigentlich im recht gutem Zustand, leider ein Frontschaden und eine lose sitzende Rauchkammerfront.
    Erst im Verlauf der Aufarbeitung stellte sich das ganze Ausmaß der werksmässigen Schlamperei dar.
    Hier fiel mir zuerst die völlig wirre Leitungsführung von und zur Luftpumpe auf.
    Erst bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, daß der Kessel in sich selber schief und winsch war. So standen z.B. die Feuerbüchsenseitenwände beide nach aussen ab, so eine Art dicke Backen Effekt. Beim Vergleich mit Vorbildfotos ergab sich, daß sie hier bei diesem Loktyp nahezu senkrecht sein müssten.
    Hier war dann später das Biegen der Kesselbleche mit groben Werkzeugen aus dem Traktor Werkzeugkasten angesagt, unter inbrünstiger Hoffnung die Lötnähte mögen nicht aufgehen. :rolleyes:
    Es gab in den 1980er Jahren definitiv einen Montag in Korea!



    Obwohl ich schon ein bischen daran herum gebogen habe ist die Front noch schief und krumm. Hier liegt eindeutig ein Sturzschaden vor. Der Kuhfänger hat die Schienen berührt, so herunter gestaucht war er. Den habe ich schon etwas hoch gebogen.
    Wenn man genauer hinsieht fällt auch die noch etwas herunter hängende Kupplerbox auf, die Kupplung selber fehlt.
    Die Anbauteile an Rauchkammerfront sind auch alle schief. Der Glockenzug ist abgerissen.
    Die Treppen zum Umlauf stehen auch auf halb acht.



    Man beachte die Leitungsführung zum Injektor (Strahlspeisepumpe) unter dem Führerhaus, die den Nachläufer am Ausdrehen hindern
    Des weiteren die Beulen im Kessel wo Steh- und Langkessel ineinander übergehen.
    Es wurden allerdings im Lauf des Umbaus noch viele weitere kleinere "Krummitäten" entdeckt, wie z. B. die nicht gerade sitzende Luftpumpe.
    Auch hier die gähnende Leere zwischen Schleppachsgestell und Feuerbüchse.



    Der Tender blieb bislang noch unaufffällig...
    Abgesehen von den fehlenden Griffstangen die an dem besagten Montag von den Koreanern "vergessen" wurden.


    Erste Fahrversuche ergaben einen guten Mashima Motor der Oberklasse und ein brauchbares leise laufendes Getriebe. Hier waren bislang nur das Ersetzen des unvermeidlichen Gummischlauchs durch eine Gelenkwelle und das Anfertigen einer Drehmomentstütze erforderlich.
    Nach dem Beseitigen von Klemmern an den Kreuzkopfführungen, die etwas und kaum merkbar verbogen waren, lief die 5-fach gekuppelte Lok auch einigermaßen "rund".



    Die Drehmomentstütze und die Spezial Gelenkwelle.

  • Es gab in den 1980er Jahren definitiv einen Montag in Korea!

    Mal mit angemerkt:
    mit Korea ist bestimmt erst einmal Südkorea gemeint!!? Dass Modelleisenbahnen aus Südkorea kommen sollen, überraschte mich beim Lesen des Artikels etwas, da ich bei keinem meiner 3 Besuche zwischen 1997 und 2006 dort irgendwie einen Modelleisenbahnladen ausfindig machen konnte. Selbst die Fahrzeuge in einem Eisenbahnmuseum waren fremdländischer Produktion. Mir erklärte jemand , dass es dort dieses Hobby mit entsprechender Möglichkeit, im Geschäft die entsprechenden Modelle zu beziehen nicht gibt. Ich weiß, dass diese gemachte Erfahrung, überhaupt nicht ausschließt, dass dort wirklich diese Loks gefertigt wurden.
    Das große Glück, was diese Lok ja jetzt erfährt, das jemand Hand an legt, der sein Handwerk versteht!
    MichaelB

  • Mal mit angemerkt:
    mit Korea ist bestimmt erst einmal Südkorea gemeint!!? Dass Modelleisenbahnen aus Südkorea kommen sollen, überraschte mich beim Lesen des Artikels etwas, da ich bei keinem meiner 3 Besuche zwischen 1997 und 2006 dort irgendwie einen Modelleisenbahnladen ausfindig machen konnte. Selbst die Fahrzeuge in einem Eisenbahnmuseum waren fremdländischer Produktion. Mir erklärte jemand , dass es dort dieses Hobby mit entsprechender Möglichkeit, im Geschäft die entsprechenden Modelle zu beziehen nicht gibt.


    soweit alles richtig...nichtsdestotrotz war Südkorea etliche Jahre lang der Hauptproduktionsstandort für Messingmodelle (davor Japan, danach China...wie in sovielen Branchen der Feinmechanik), auch wenn es auch mit Beziehungen (in meinem Fall über die Korean National Railways und diverse Nahverkehrsbetreiber) KEINE Möglichkeit gab, die Modelle vor Ort zu kaufen.


    Die einzigen Länder in Fernost, in denen es das Hobby (Modell-)Eisenbahn gibt, sind nach meinen Erfahrungen (ich habe den Zeitraum von 1994 bis 2005 grösstenteils beruflich in der Gegend dort verbracht) Japan und Taiwan (und mit Abstrichen noch Hongkong und Singapur). In China sitzen zwar (mittlerweile) die Hauptproduzenten (und zumindest in SHanghai ware auch einiges in Kaufhäusern und diversen Modellbauläden erhältlich), aber als Hobby für die lokale Nichtexpatbevölkerung spielt die Modellbahn so gut wie keine Rolle. Der Hauptverwendungszweck für die Modelle nach einheimischen Vorbild ist nach meinen Erfahrungen und diversen Hintergrundgesprächen das (gerne auch) gegenseitige Verschenken in der Eisenbahnbranche...

  • Hi Lutz,


    wegen solcher Klinigkeiten redest du von (Sturz)schaden?


    Was sagst Du dazu? bei evilbay gekauft, war wie neu im Originalkarton bevor in die Post in die Hände bekam. --- er fährt übrigens wieder.


  • Ja Gerold,


    da hast Du ja einen schönen, fast 2-dimensionalen Wagenkasten. ;)
    [Ironiemodus]
    Da hätte man ja schon vor dem Versand den Wagenkasten flach dengeln und ihn dann in einen Briefumschlag stecken. Spart dann wenigstens Portokosten und da Du ihn ja sowieso wieder auseinanderfalten musst... :weg:
    [/Ironiemodus]
    Aber wenigstens hat man hier gerade Kanten und kann auch von innen dengeln. Mach das mal bei einer in sich tordierten und verzogenen Röhre.
    Unser SP hat auf dem Stammtisch auch mal eine Story zum Besten gegeben:
    Als er am Kessel einer Spur 0 Lok zusätzliche Bauteile anbringen sollte hat er zu diesem Zweck mit der Flamme die betreffende Stelle erwärmt um das Bauteil anzulöten. Da es nicht richtig halten wollte (Kleines Bauteil, großer Kessel -> kalte Lötstelle) hat er nochmals "gut" erwärmt. Es machte auf einmal "Ploinnnnng" und fast alle Details am Langkessel waren gleichmässig ringsum in der Werkstatt verteilt. Was war geschehen? Die Kesselbleche waren unter Spannung zusammen gelötet worden (auch am Montag?) und als die richtige Temperatur erreicht war gab es so eine Art Kesselexplosion bei der die aufgelöteten Details wie Speiseventile, Sandstreudüsen, Griffstangenhalter, Lichtmaschine etc. gleich mit abgeschleudert wurden. *#'
    Der Tag war gelaufen :motz:


    Meine Lok war noch viel mehr verbogen als auf den Fotos sichtbar. Hier habe ich auch den Rahmenvorschuh richten müssen, es war nicht nur das Gußteil für den Pilot verbogen. Und zwischendurch immer wieder Kontrollfotos anfertigen um zu schauen ob es auch wirklich gerade ist und man nichts übersehen hat. Schonstein, Sandkästen, Dampfdom und Führerhausdachmitte waren hier z.B. nicht in einer geraden Linie anzufinden. Die Bauteile waren zwar genau dort aufgelötet wo die hingehörten, aber der Kessel selber war in seinem hinteren Teil in sich verwunden. Ab- und Wiederanlöten der Bauteile hätten es nicht gebracht, der Kessel wäre nach wie vor winsch gewesen.
    Aber bis man das erst herausgefunden hat wo und wie es nicht stimmt sind einige Stunden vergangen.
    Erst dann wenn man genau wusste wo und wie man ansetzen muss, konnte man groben Werkzeugen aus den Traktorwerkzeugkasten sich an das Richten des Kessels machen. Das war ein Prozeß der in kleinen Schritten nach und nach erfolgte.



    Einer der ersten Schritte am Fahrwerk war das optische Schließen der Lücke zwischen Nachläufer und Feuerbüchse:



    Dazu habe ich mir aus 0,2mm Messingblech 2 Blenden angefertigt und unter dem Rahmen angebracht.



    Hier auf dem Bild ist auch der erste Versuch zu sehen die Leitungsführung vom Injektor zum Kesselspeiseventil zu korrigieren.
    Im Prinzip ja, aber...
    Was mich jetzt störte war die Lage beider Injektoren re. und li.
    Sie waren viel zu weit außen angebracht, eine Folge des Dicke-Backen-Stehkessels. Hier habe ich am Stehkessel schon heftig herum gebogen um am die Rißzeichnung anzunähern.
    Was dann noch auffiel war die schräge Lage des hinteren Abschlußblechs, das quasi eine Verlängerung der Führerhausrückwand darstellt.
    Man sieht auf dem Foto auch die hintere Quertraverse des Lokrahmens. Dort sind 2 Gewinde eingeschnitten. Durch 2 entsprechende Bohrungen im Abschlußblech gehen dann 2 Schräubchen in die Quertraverse, das ist die hintere Gehäusebefestigung.
    Normalerweise müsste das hintere Abschlußbleck ebenfalls senkrecht sein und paßgenau auf den Rahmen Aufsitzen. Da das hier nicht der Fall ist liegt ein eindeutiger Herstellungsfehler vor. Wahrscheinlich hat die Lehre zum Löten hier nicht gestimmt oder am Montag...




    Hier nochmal die Rahmenverkleidung von unten.
    Die beiden Bleche laufen V-füörmig nach hinten zu um dem Nachläufer noch genug Bewegungsfreiheit zu geben.
    Des weiteren habe ich hier auch eine Abfederung für die Schleppachse gebaut. Sieht zwar wild aus, aber vonder Seite unsichtbar und erfüllt seinen Zweck völlig.



    Hier geht es ans ankokeln. Da auch dieses Modell mit goldfarbenen Lack überzogen ist, der sich nicht ablösen lässt, selbst im Acetonbad über Nacht, kokelt es eben.
    Das Abschlußblech wurde abgejuckelt, d.h. durch hin- und herbiegen gelöst und um 1mm weiter nach hinten wieder angelötet.
    Da ich hier einer stumpfen Lötung mißtraue, habe ich mir zur Verstärkung 3 zusätzliche Winkel aus Messingblech angefertigt.
    Um hier überhaupt löten zu können muß man vorher den Lack an den bereffenden Stellen mechanisch entfernen.
    Die beiden äusseren Winkel sind schon angelötet , der mittelere Winkel wird gerade gelötet.
    Hier muß man mit der Flamme arbeiten um überhaupt genug Hitze zu erzeugen und immer an den Kollegen mit dem explodierenden Kessel denken...
    Nun ja es sieht nicht schön aus, ist auch nicht die reine (Löt-) Lehre, aber an den Stellen wo es darauf ankommt hält das Abschlußblech.
    Der angekokelte Lack wird später mit der Drahtbürste entfernt, wo er nicht freiwillig abgeht bleibt er als Grundierung erhalten.

  • mit Korea ist bestimmt erst einmal Südkorea gemeint!!?


    Kurzer Abriss der Messing Handarbeitsmodelle nach meinem Verständnis und Wissen:
    Die ersten Modelle wurden kurz nach dem 2.WK in Japan von kleinen Handwerkern auf Nachfrage und Bestellungen von GIs gefertigt.
    Daraus entwickelte sich eine regelrechte kleine Industrie mit gewerbsmässigen Importeuren in den USA die in Japan fertigen liessen.
    Die Japaner waren mit "Herz und Seele" dabei und es gab an der Qualität nichts auszusetzen. Handwerkerehrenkodex.
    Später als der Lebensstandard und damit auch Löhne und Gehälter in Japan stiegen suchten die Importeure billigere Arbeitskräfte.
    Die fanden sie und Südkorea.
    Die Koreaner haben es für Geld gemacht, mit dementspechenden Qualitätseinbußen.
    Erst rund ein Jahrzent später kamen sie langsam an die Japaner heran.
    Der nächste Versuch der Importeure war die Fertigung in China.
    Das soll wegen der unterschiedlichen Mentalität gründlich in die Hose gegangen sein.
    Die Chinesen fertigen lieber 2 Millionen Stück des gleichen Modells als 200 Stück in aufwendiger Handarbeit. Beides setzt einen langwierigen und langsamen Anlernprozeß vorraus.
    Man ist reumütig wieder nach Korea zurück gekehrt.
    Die Koreaner lassen allerdings einige Baugruppen in China fertigen.

  • Wobei Japan bis in die 90er als Hersteller vorn war. Tenshodo bei Fulgurex und Lemaco...


    Die ersten Loks von BLI kamen übrigens aus Korea, wie die N&W Class A und die Gasturbine von Lionel

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    The situation is hopeless but not serious !

  • Also, es lag lag hier definitiv auch ein Sturzschaden vor, die Lok ist auf die Front gefallen. Der eingedrückte Kuhfänger, die krummen Treppen und die schief sitzenden Teile wie Scheinwerfer, Markerlampen und der verbogene Glockenstuhl sind die Hinweise dafür.
    Aber es liegen auch definitv Montagefehler vor; [OT] warum ist im Wort "Montage" auch das Wort "Montag" enthalten? :D [/OT] Die viel zu weit nach aussen, über das Lichtraumprofil hinaus, stehenden unteren Feuerbüchsseitenwände, die Nichtangepasstheit von Gehäuse und Rahmen, wie das schiefe Abschlußblech, so wie weitere schief und schlecht montierte Kleinteile sind die Indizien für Herstellungsfehler.



    Hier ein Blick in den hohlen Kessel mit abgenommener Front.
    Man erkennt hier den aus einem Stück geprägten Messingblech gefertigten Kessel. Die Naht befindet sich unten. Die Kesselbleche sind hier auch nur Stumpf aneinander gelötet.
    Die sichtbare Schraube ist die vordere Gehäusebefestigung, sie geht durch den Zylinderblock und greift in ein auf dem Kesselboden angelötetes Blech mit eingeschnittenen Gewinde.
    Hinten sind noch schemenhaft das Getriebegehäuse und der Motor zu erkennen.
    Man erkennt auch wie schief der Kessel saß.



    Dieses Foto ist nach vielen Biegen, Zerren, Bohren und Löten aufgenommen worden.
    Der rechte untere Griffstangenhalter (auf dem Foto links) ist tatsächlich etwas höher montiert. Ich werde den nicht korrigieren und so lassen. Es ist nur direkt von vorne zu sehen und wenn darauf aufmerksam gemacht wurde.


    Die Rauchkammerfront als Messinggußteil habe ich versucht zu entlacken, selbst mehrere Tage im Acetonbad haben dem Lack nichts anhaben können. Die Natronlauge muß ich mal ausprobieren.
    Der Scheinwerfer als halbmassives Gußteil wurde mit 3,2mm durchbohrt, hier kommt später eine 3mm warm-weiße LED hinein.
    Natürlich musste er beim Bohren sich lockern.
    Das Wiederanlöten des Scheinwerfers mit der Flamme quittierte der Lack nur mit verfärben, er sitzt nach wie vor fest auf der Oberfläche.



    Ich habe mir die Lok lange betrachtet und angeschaut, überlegt wo sie eigentlich schief ist, wo Verzug ist und wie man ihn am besten korrigiert.
    Ich habe mir auch die vordere Befestigung in der Rauchkammer angeschaut, ob der Kessel vielleicht nach hinten verschoben werden müsste, dann wäre das Abschlußblech auch wieder gerade geworden. Aber vorne stimmte alles, die Teile waren bis auf die schiefen Sitz und den einen besagten Griffstangenhalter in der richtigen Lage zueinander. Hier wurde der Kessel gebogen um ihn in senkrechter Achse auf dem Fahrwerk zu sitzen haben.
    Die Hauptkorrektur habe ich dann im Bereich des Stehkessels vorgenommen. Hier kamen dann auch die erwähnten groben Zangen zum Einsatz.
    Blieb zum Schluß noch das falsch positionierte Abschlußblech.
    Hier sitzt es wieder senkrecht.



    Von der anderes Seite. Hier habe ich die Lage des Injektors so wie der Frischdampfzuführungs- und der Speiseleitung mehrmals korrigiert, so lange bis es richtig sitzt.
    Die Lötstellen müssen noch versäubert werden und es fehlen noch die Stellstangen für die Regulierventile. Beide Injektoren ragen jetzt auch nicht mehr seitlich hervor.
    Die Injektoren gingen mit dem 30W Elektroeisen zu bewerkstelligen.



    Die Lok von hinten. Da auch die Befestigungsbohrungen in der hinteren Rahmentraverse schief angeordnet waren, habe ich im Abschlußblech Langlöcher gefräst um das Gehäuse auch wirklich gerade auf dem Rahmen zu befestigen.
    Die schiefe Anordnung der Schrauben täuscht, das Gehäuse sitzt wirklich gerade auf dem Rahmen.
    Hier ist aber auch weiterer konstruktiver Pfusch zu sehen.
    Der gestufte Führerhausboden müsste im mittigen Teil etwa 4mm weiter tiefer sitzen. Wie gesagt Montag in Korea.
    Die Korrektur werde ich hier auch nicht durchführen, ohne Widerstandlötgerät und massive Zwingen und Vorrichtungen traue ich mich hier vorerst nicht heran.
    Das obligatorische Übergangsblech zum Tender wird allerdings in korrekter Höhe angebracht werden, so daß dann eine Stufe zum Fhs.-Boden entsteht.


    Ich hoffe , daß ich hier auch was zu Entmystifizierung von Messing Handarbeitsmodellen beigetragen habe.
    Teuer an diesen Modellen ist nicht das Material, teuer sind die hinein gesteckten Arbeitsstunden.
    Perfekte Modelle haben ihren Preis, egal ob man die Mannstunden einkauft oder selber ausführt.

  • Wobei Japan bis in die 90er als Hersteller vorn war.

    PFM und Westside Model Company waren die letzten, die noch aus Japan importierten. WMC hörte 1982 auf Brass Modelle zu importieren, PFM etwas später, nachdem United 1982 aufgehört hatte, zu existieren. Einige ehemalige United Mitarbeiter fertigten noch bis ca. 1987 einzelne Modelle, die aber nicht von PFM importiert sondern direkt an Händler verkauft wurden.
    PFM war nie besonders glücklich mit der Qualität der koreanischen (Shamhongsa) Modelle. Die Zusammenarbeit mit Shamhongsa wurde daher 1978 beendet.
    Aber im Laufe der Zeit haben sich Bauqualität, Detailgenauigkeit und die Fahreigenschaften der koreanischen Modelle gewaltig verbessert. Aber bei frühen koreanischen Modellen sollte man davon ausgehen, dass man einiges an Arbeit und Zeit investieren muss.


    Wenn die Japaner bis heute weiter gefertigt hätten, würde deren Qualität den koreanischen Modellen in nichts nachstehen oder aber sogar besser sein. Aber zu welchen Preisen? Tenshodo hat noch bis ca. 1999 Modelle nach amerikanischen Vorbildern für den japanischen Markt gefertigt. Eine GN L-1 2-6-6-2 aus dieser Zeit wurde in Deutschland für 5400 DM angeboten.
    Gruß, Volker

  • Fernöstliches Messing habe ich schon viele Stücke in die Hand bekommen. In den allermeisten Fällen stimmt die Qualität, diese 2-10-2 die ich hier aufarbeite ist wirklich ein Montagsmodell. Hier ging es auch nur über den (Paket-) Preis, als Erstkäufer hätte ich das Teil zurück gewiesen.
    Die Firma Sunset ist für eine im Brass Markt mittlere Qualität (hier ist die Detaillierung gemeint) bekannt. Die Detaillierung ist hier nicht auf die Spitze getrieben, eher ordentliches Handwerk mit mittlerem Detaillierungsgrad für einen moderaten angemessenen Preis.


    Damals hatte ich noch eine andere 2-10-2 als Auftragsarbeit für einen guten Bekannten auf der Werkbank:

    Hier müssen noch Strippen gebändigt werden.
    Diese Lok ist von Tenshodo in Japan gebaut worden und liegt qualitativ am anderen (hohen) Ende als mein 2-10-2 Hobel.



    Original Glühwürmchenbirnchen auf der Innenseite der Rauchkammerfront mit langen dünnen Lichtleiter. Hier wollte der Bekannte mehr Licht sehen.



    So. LED Typ 0603 direkt in GN Sportscheinwerfer eingebaut.



    Ja das ist schon ein Klotz im Vergleich mit der 50er. Selbst die Elektroleitungen zum Scheinwerfer haben die Japaner nachgebildet. Hier hat Acela auch sehr saubere Arbeit mit der Lackierung geleistet. Man beachte die die Verzierungen der Luftpumpen.



    So richtig kommt das erst durch die Führerhaus Innenbeleuchtung zur Geltung.



    Nachdem diese 2-10-2 für einen Bekannten fertig gestellt worden ist, konnte ich mich mal meiner eigenen Montagslok etwas weiter widmen.



    Ein kleine Details die den Umgang mit der Lok erleichtern. Vorher war der Vorläufer nicht abgefedert und beim Hochnehmen der Lok klappt er er nach unten weg und zudem schwenkte der Schwerkraft folgend fast 90° zu einer Seite hin aus. Hier habe ich eine Abfederung geschaffen. Am Vorläufer habe ich eine kleine Messingplatte angelötet an diese wiederum eine Spiralfeder angelötet welche sich dann unten am Rahmen abstützt, im Foto leider nur schwach erkennbar. Des weiteren habe ich noch einen Fangbügel an die Bodenplatte angelötet.
    Auf dem Foto erkennt man auch die nicht isolierten und damit kurzschlußträchtigen Bremsbacken.



    Die Lok noch mal von unten mit den korrigierten Teilen. Der Rost ist tatsächlich hinten schmäler als vorne.



    Ein weiteres Kontrollfoto ob alles gerade sitzt. Tut es aber nicht, man betrachte die Kreuzkopfführungen. Solche Fehler erkennt man manchmal nur auf Fotos.

  • Wie man auf dem letzten Foto im vorherigen Beitrag erkennen kann, sind die Lineale der Kreuzkopfführung nicht genau waagerecht.
    Na ja harmlos dachte ich, biegst Du dann mal etwas daran herum bis sie wieder stimmen. War schon mal öfter vorgekommen, daß grober Zugriff hier was verbogen hat.



    Typischer Fall von Denkste. So sah das nach Abnehmen des Gehäuses aus. Die Koreaner haben in ihrer Verzweifelung auch schon Langlöcher gefeilt. Eines von den Federpaketen habe ich nachlöten müssen.



    Bei der weiteren Demontage habe ich festgestellt der Steuerungsträger steht unter Spannung und zwar nicht zu knapp. Der halbe Zylinderblock kam mir auch gleich entgegen, hier haben sich Mikrolötpunke gelöst.
    Ich habe hier am Steuerungsträger die unteren Auflager für die unteren Kreuzkopfführungen nachfeilen müssen damit diese Führungen auch wirklich waagrecht bleiben.
    Die Führungen wurden dann ausgerichtet so dass sie exakt parallel und in einer Flucht senkrecht übereinander stehen. Nur so erreicht man einen klemmfreien Lauf dieser zweischienigen Kreuzköpfe.
    Die eigentliche Ursache dafür, dass der Steuerungsträger so unter Spannung sass war die hier in diesem Fall nicht korrekte Form der Schieberschubstangen. Hier habe ich diese Teile nachgerichtet und jetzt lässt sich alles klemmfrei ohne Spannung montieren.



    Und wenn das Gehäuse nun schon mal ab ist ein Blick auf die Kraftübertragung.
    Vorher saß hier der unvermeidliche Gummischlauch in unterschiedlichen Verhärtungsgraden.
    Dieser wurde durch eine kurze Spezial-Gelenkwelle ersetzt. Damit das Getriebe auch aufrecht bleibt und nicht durch das die Kraftübertragung erzeugte Drehmoment kippt, habe ich eine Drehmomentstütze angefertigt. Diese ist gelenkig unterteilt damit die Achse auch weiterhin federn kann. Winkelfehler gleicht hier die Gelenkwelle aus.
    Das Getriebe hatte ich vorher schon auseinander genommen und neu gefettet. Da es kein übermässiges Spektakel macht und auch sonst recht ordentlich läuft, bleibt es weiter im Dienst.




    Aus Jux und Dollerei mal geschaut wie sich dieser 5-Kuppler im 415mm Radius verhält.
    Nein definitiv nein, zur Not würden die Kuppelachsen gerade noch durchgehen. Wie man am wellenförmigen Verlauf der Kuppelstange auf dem letzten Foto erkennen kann, macht die spurkranzlose mittlere Kuppelachse die Lateralbewegungen nicht mit.


    Das Fahrgestell wurde dann wieder zusammengebaut, mit Gewichten versehen und einem analogen Probelauf unterzogen.


    Dann habe ich mir das Gehäuse vorgenommen. Die falsch positionierten und falsch angeschlossenen Leitungen wurden entfernt.



    Die schief befestigte Luftpumpe wurde gerade gerichtet, Dampfzylinder sind oben, Luftzylinder unten.
    Auf der im Foto rechten Seite wurde die Verbindung zwischen Luftfilter und Luft-Eingangsflansch ergänzt. Dafür habe ich weichgeglühten 0,8mm Messingdraht genommen.
    Des weiteren wurde eine Abdampfleitung auf der linken Seite der Pumpe unter dem Umlauf bis in die Rauchkammer gelegt. Vorher verschwand der Pumpenabdampf einfach im nächsten Luftbehälter...



    Damit das nicht weiterhin passiert wurde die Leitungsführung der Luftleitungen geändert. Die Leitungsführung läuft jetzt wie folgt:
    Von der Pumpe durch die Kühlschlange zu Luftbehälter 1
    Dann über eine neu hergestellte Verbindung in Behälter 2
    Über den Rauchkammerscheitel in eine weitere Kühlschlange auf der anderen Seite der Lok.
    Dann in Behälter 3. Erst hier wird die Luft entnommen.



    Hier habe ich die Stellstangen für die Regulierventile der Injektoren ergänzt. Es sieht etwas geknickt aus, beim Vorbild befanden sich hier kleine Kardangelenke.



    Zum Schluß nochmal ein Kontrollfoto. Die Keuzkopfführungen sind jetzt waagerecht ausgerichtet
    Was jetzt noch fehlt ist die Stokermaschine, genauer gesagt die Antriebe für die Förderschnecken.

  • Ja Gerold,


    da hast Du ja einen schönen, fast 2-dimensionalen Wagenkasten. ;)
    [Ironiemodus]
    Da hätte man ja schon vor dem Versand den Wagenkasten flach dengeln und ihn dann in einen Briefumschlag stecken. Spart dann wenigstens Portokosten und da Du ihn ja sowieso wieder auseinanderfalten musst... :weg:
    [/Ironiemodus]


    Musste mir das nochmal geben:
    http://cgi.ebay.com/ws/eBayISA…iewItem&item=170964595828



    Dan hat das Set grad um 900 Dolares verkauft.... jetzt kann ich mal um 780 Dollar basteln.



    http://www.brasstrains.com/cla…ar-Old-Time-Passenger-Set

  • :thumbup: [Einschub]


    Ich habe mich entschlossen den 12000 Gal Tender der 2-10-2 gegen einen von 10000 Gal aus meinem Fundus zu tauschen.



    Der 10000 Gal Tender wie er bei einer USRA 4-8-2 mitgeliefert wurde. Hier noch unbearbeitet im Zustand wie gekauft. Man beachte die Bauart der Drehgestelle, AAR mit Wiegebalken für schnellfahrende Loks.



    Später habe ich diesen 10000 Gal Tender mit einer Back Up Light versehen. Eine etwas abgedrehte 3mm warm-weisse LED wurde von innen durch eine 3mm Bohrung gesteckt und vorne ein Messingring, aus einer alten Kugelschreibermine angefertigt, mit 2,7mm Innendurchmesser aufgeklebt.
    Dieser 10000 Gal Tender soll jetzt mit der 2-10-2 gekuppelt werden und der 12000 Gal Tender wandert an die 4-8-2.



    Der 12000 Gal tender der mit der 2-10-2 mitgeliefert wurde, auch hier im Zustand wie gekauft. Man beachte die andere Bauart der Drehgestelle, Andrews.
    Man beachte ebenso die fehlenden Griffstangen und Handläufe an hinteren Ende dieses Tenders. Koreanischer Montag ...





    Die Handläufe und Griffstangen wurden aus 0,5mm Messingdraht angefertigt, hier habe ich mich bei der Materialstärke an den vorhandenen Handläufen orientiert.
    Des weiteren wurden die Drehgestelle vom 10000 Gal Tender hier eingebaut, ein einfach zu bewerkstelligender Tausch. Weil der 12000 Gal Tender jetzt hinter einer Personenzuglok eingesetzt wird war der Austausch der DG gerechtfertigt.
    Auch dieser Tender bekam eine Beleuchtung in Form einer 3mm LED für die ein Lampenring angefertigt wurde.
    Selbstverständlich wurde auch hier eine Schnittstelle eingebaut für den DCC Betrieb.



    Dies geschah wieder nach dem Bewährten Muster, hier ein anderer Tender als Beispiel wie es auch bei der 2-10-2 gemacht wurde.
    Das schwarze Kabelbündel rechts kommt von der Lok und endet in einem 8-poligen Steckbuchse nach NMRA Schnittstellennorm. Notfalls kann man so auch die Lok alleine ohne Tender zu Testen fahren lassen.
    Der mittlere Stecker/Buchse ist fest auf dem Tenderboden aufgeklebt. Hier kommen die die Kabel vom Tender hinzu wie Stromabnahme links und rechts so wie die Beleuchtung.
    Damit man das Tendergehäuse weiterhin auch komplett ohne Lötarbeiten abnehmen kann nochmals eine zusätzliche Steckerverbindung. Die Widerstände lassen sich übrigens direkt in die RM 2,54 Buchsen einstecken.
    Der Decoder, in diesem Fall ein Tsunami Brüllwürfel, erhielt ebenfalls einen Stecker nach NMRA. Zwischen Lautsprecher und Decoder gibt es daher noch mal eine Steckverbindung.
    Von Hardwiring halte ich nichts, das ist nicht mein Ding. Auf jeden Fall kann man so vorher die korrekte Verkabelung der Lok mit einem billigen Decoder testen und lässt nicht gleich für 120 Öcken magischen Rauch entweichen.
    Der Decoder kann so auch in einer Lok getestet werden von der man definitiv weiss, daß die Verkabelung in Ordnung ist.





    Die 4-8-2 nochmal zum Vergleich mit dem 10000 Gal Tender.



    Und mit dem 12000 Gal Tender.
    Beide Tendertypen unterscheiden sich nur durch den unterschiedlichen Wasservorrat was denn auch die unterschiedlichen Längen bedingt.
    1 US Gallon = 3,79 Liter
    Mithin hat der kurze Tender 38m³ und der längere 45,5m³ Wasservorrat.
    [/Einschub]


    Gerold, das haste Dir aber mal wieder was zum Dengeln geholt.
    Bernd aka 1900 wird mit kritischen Augen die korrekte Ausführung der Sprengwerke überwachen. Ich werde mich für meinen Teil da definitiv mangels Wissen heraushalten.
    Von mir gibt es dann höchstens korinthenkackeriscke Kritik a'la DSO-Stil über den falschen Farbton der LEDs der hoffentlich flackerferien Innenbeleuchtung, der nicht so ganz 101-zentig denjenigen der Petroleumfunzeln mit nicht geputzten Dochten der DRGW am 29. 09.Achtzehnhundert-Driet-Inne-Pief entspricht. :thumbup:

  • Hi Lutz,


    willst nicht die AAR Drehgestelle gegen irgendwas höherwertiges tauschen? Die schauen vom Guss her sehr schlimm aus... wie frühe fünfziger Jahre. Da müssts ja bei PSC oder Greenway was ähnliches, schöneres geben. Bei der Arbeit die du dir an der Lok machst, hat der Tender was besseres verdient.


    - Re Griffstangen aus 0,5 mm Messingdraht - ich verwende da Nickel - Silberdraht (glaub 0,4 oder so weil ich eine Rolle Oberleitungsdraht habe, aber um das gehts jetzt nicht), der ist meiner Ansicht nach besser zu verarbeiten weil "springier" als Messing; und wenn er der betreffende Griff etc mal montiert ist, verbiegt er sich nicht gleich bei Feindberührung.

  • Hallo Gerold!


    Ja die DG sehen im Vergleich wirklich schlimm aus und was mich am meisten stört ist, dass sie starr sind. PSC hat den entscheidenden Nachteil, die liefern nicht. Da nützt der tolle Katalog auch nichts.
    Die Cal-Scale USRA Drehgestelle als Alternative gibt es leider auch nicht mehr.
    Greenway hat zwar ähnliche DG mit 7 ft im Angebot für Express Cars. Ich bräuchte allerdings welche mit 6 ft Achsstand.


    Bei den Fotos der Tender kann es schon mal verwirrend sein, der mit dem kurzen Wasserkasten, der 10000 Gal Tender, hat die Griffstangen schon ab Werk moniert gehabt.
    Der andere 12000 Gal dagegen fehlten hinten die Griffe; vorne waren sie jedoch ab Werk vorhanden.
    Und wie schon geschrieben, hier habe ich mich an den schon vorhandenen Drahtstärken orientiert. Hier habe ich auch hartes Messing genommen.
    Ansonsten bin ich für Grabscheisen auf 0,3mm Bronzedraht übergegangen.


    Der Importeur ist beides mal Sunset.

  • Hi Lutz, bei PSC braucht man Geduld... irgendwann gibts das meiste dann wieder. Für den Moment fährt sie ja auf den DG auch.


    betr Grabs, mach ich auch so, wenn schon zu dicke ab Werk montiert sind bleib ich halt bei der Stärke (0,5 ist eh noch gnädig, der Suydam Gas Electric hatte glaub ich 0,8 ) . ansonsten 0,3 oder 0,4

  • Weiter geht es.



    Die Lok habe ich ohne das dazugehörige Ballastgewicht erworben. Also habe ich mir aus Dachdeckerblei selber was gemacht. Die 1mm dicken Bleibleche wurden in passender Abmessung zu einem runden Gewicht gerollt und in den Kessel von vorne eingebracht. Eine selbstschneidende Schraube (im Foto links erkennbar) hält das Gewicht fest. Zusätzlich habe ich noch 2 halbrunde Gewichte gefaltet die links und rechts des Getriebes sitzen. Ich habe noch nicht nachgewogen, aber das Ganze ist jetzt irre schwer.
    Die Kabel führen zu Frontlicht und Führerhausinnenlicht.



    Letzte Lötarbeiten waren die angedeutete Stokermaschine aus Halbzeugen als auch eine beidseitige Kabelführung. Wenn die entsprechenden Messingußteile endlich geliefert werden, wird sie wohl ersetzt werden. Die Kupplungslasche zum Tender wurde etwas gekröpft und so konnte eine kürzere Befestigungsschraube dafür an der Lok genommen werden. Die neue kürzere Schraube steht jetzt nicht mehr so dominant nach unten vor.
    Dann ging es auch hier an die Elektrik.



    Ein Blick auf die Stromabnahme der Lok mit dem "bösen" weil kurzschlußträchtigen Bremsgestänge.



    Eine überlebensgroße Detailansicht. Die Isolierung der 0,3mm Bronzefederdrähte wurde mit abgezogener Kabelisolierung vorgenommen die an den entsprechenden Stellen auf den Federdraht aufgeschoben wurde.



    Auch die Tenderdrehgestelle erhielten Stromabnehmer. Sie sind hier übrigens voll beweglich.
    Da ich den Tender ja von einer anderen Lok übernommen habe waren hier sonst keine weiteren Elektrikarbeiten erforderlich.


    Dann wurde alles verkabelt und angeschlossen und die Lok mit eingestecktem Decoder auf das Programmiergleis gestellt.
    Zuerst wird die Lokadresse ausgelesen.
    Sollte etwas falsch verkabelt sein oder ein Kurzschluß vorhanden sein, so kann der Decoder nicht ausgelesen werden. So vermeidet auch man ein evtl. Abrauchen des Decoders.
    Ist alles i.O. sollte bei jungfräulichen Decoders die Adresse 3 ausgelesen werden.
    Dann erst wird die Lok aufs Gleis gestellt und Digital Saft darauf gegeben.
    Fährt sie in der richtigen Fahrtrichtung? sonst sollte man die Motoranschlüsse vertauschen.
    Gehen alle Lichter? Auch die Fahrtrichtungsabhängigen?
    Jetzt kann man mit der eigentlichen Programmierung und dem einstellen des Decoders beginnen.
    Ich habe hier einen ESU Lopi Basic V1.0 eingebaut der vollkommen ausreicht.



    Bei den ersten Digitalen Laufversuchen fiel mir noch ein leichtes Ruckeln der der Lok insbesonderes bei Rückwärtsfahrt auf.
    Beim genauen Nachschauen erwies sich die 1. Kuppelachse als ausser Takt, soll heißen hier stimmte der 90° Versatz der Kurbelzapfen zueinander nicht.
    Der Radsatz wurde ausgebaut, ein Rad von der Achse gezogen, der korrekte 90° Versatz hergestellt und das Rad wieder aufgepresst.
    Trotz des sehr schweren Ballastgewichts im Kessel werden die Federn auch jetzt nicht zusammen gedrückt, sie sind in Relation immer noch viel zu hart.
    Hier werde ich mir auch noch was einfallen lassen müssen.


    Nachdem die Lok jetzt wirklich rund läuft kann der Decoder weiter eingestellt werden:
    CV1 die Lokadresse, hier habe ich die 57 gewählt, eine Lok gleichen Typs mit der Nummer 56 gibt es ja schon in meinem Fuhrpark.
    CV2 Anfahrspannung. Hier wird so eingestellt, daß sich die Lok in Fahrstufe 1 so gerade eben in Bewegung setzt. Je besser der Motor, desto kleiner kann der Wert in der CV2 sein.
    CV3 Beschleunigungszeit. Ist Geschmackssache. Ich habe hier auf den maximalen Wert von 63 eingestellt, damit braucht die Lok etwa 50 Sekunden von Stillstand bis zur (vorbildgerechten) Höchstgeschwindigkeit. Sonst kann man ja gleich einen Carrera Autorennbahnregler dran hängen. 8)
    CV4 Bremszeit, vulgo auch Auslauf genannt. Ebenfalls Geschmacksache und /oderdurch die Anlagenverhältnisse bedingt. Hier habe ich Werte um die 8 bis 10 eingestellt.
    CV5 Höchstgeschwindigkeit. Auch Geschmackssache. Habe hier 18 von 63 Zählern eingestellt, die USRA 2-10-2 waren langsame Maschinen.
    CV29 Decodereinstellungen. Bevor man hier etwas einstellt sollte man sich im Klaren darüber sein was man wirklich will.
    Wie die Fahrtrichtung vertauschen J/N?
    14 oder 28/128 Fahrstufen? Wobei die 14 Fahrstufen für antiquarische Digitalzentralen gedacht sind.
    Analogbetrieb ermöglichen J/N?
    Kurze oder Lange Lokadresse?
    Ein- bzw ausgeschaltet werden diese sog. Bits mit einem Binärzahlencode.
    CV49 Lastregelung Ein / Aus. Bleibt bei mir natürlich voll eingeschaltet.
    CV51 Bremsmodus. Den brauche ich hier nicht.
    CV54 Lastregelung K-Anteil. Hier machte die Lok mit der werksmässigen Decodereinstellung den berüchtigten Bocksprung nochmal kurz vor dem Anhalten. Ich habe daher den Wert hier auf 15 herunter gesetzt.
    CV55 Lastregelung I-Anteil. Auch hier habe ich den Wert etwas herunter gesetzt auf 16. Diese beiden Lastregelungsparameter bedürfen oft der experimentiellen Einstellung individuell für jede Lok. Dann bekommt man auch die Loks sanft wie ein Lamm zum Fahren.
    CV63 Dimmer für die Lichtfunktionen. Auch Geschmackssache und /oder von den verwendeten Leuchtmitteln abhängig. Ich habe hier warmweisse LEDs mit einem 1,2 kohm Vorwiderstand und brauchte diese CV nicht zu verändern.


    Danach fährt diese Lok so wie ich mir das vorstelle.



    Lichtcheck vorne



    Lichtcheck Führerhaus



    Fahrchecks



    Eine der vorerst letzten Arbeiten war das Anbringen von Seilzügen für Glocke und Pfeife.
    Hier habe ich weichen 0,3mm Messingdraht noch dünner gezogen. Ein Ende wird im Schraubstock eingespannt und am anderen Ende wird gezogen. Der Draht lässt sich deutlich fühlbar in die Länge ziehen. Gleichzeitig wird er auch gerade gestreckt.
    An der Lok musste ich den Draht stumpf an den betreffenden Bauteilen anlöten weil hier keine Ösen vorhanden sind. Der Draht wird vorher durch die Führungen an den Sanddomen und in der Führerhausvorderwand eingezogen. Er wird nur vorne angelötet, im Fhs. bleibt er frei längenbeweglich. Bei allfälligen Grapschunfällen reißt der Draht daher auch nicht gleich ab.
    Jetzt kann man auch das Durchhängen eines Seils modellieren.



    Aus dieser Perspektive wird man die Lok wohl am Häufigsten auf der Anlage sehen.



    Es sind noch Restarbeiten nötig.
    Wie Lackieren, Beschriften, Verglasen der Fenster und Lokbesatzung.
    Lackieren, die Fahrwerke von Lok und Tender könnte ich schon selber mit dem Pinsel machen, aber an die doch großen glatten Flächen von Kessel und Tender traue ich mich nicht heran.


    Der Digitalteil ist etwas ausführlicher gehalten, da ich den Beitrag aus einem anderen Forum herüberkopiert habe wo die Digitalfahrer spärlicher gesät sind. Da auch hier im Forum Neulinge unterwegs sind, lasse ich ihn so stehen. Die Profis können ja diesen Abschnitt überspringen.

  • Zitat

    Sollte etwas falsch verkabelt sein oder ein Kurzschluß vorhanden sein, so kann der Decoder nicht ausgelesen werden. So vermeidet auch man ein evtl. Abrauchen des Decoders.


    Man sollte sich aber nicht 100%ig sicher fühlen. Mir ist letzte Woche ein neuer Decoder abgeraucht, obwohl die Programmierung funktionierte... X(

    Micha



    Americas Resourceful Railroad
    ________________________________________________


  • Was mir keine Ruhe ließ, war dass die Federung noch immer viel zu stramm war. Hier habe ich alle Kuppelradsätze und auch alle Federn ausgebaut. Die Federn wurden mit der Zange über ihre natürlichen Anschlag, wenn die Windungen direkt aufeinander liegen, zusammengedrückt und so die Windungen teilweise aufgeweitet und bleibend verformt. Es ergibt sich eine deutliche Verkürzung und eine Art Tonnenfedereffekt weil die Windungen nicht mehr direkt auseinander zu liegen kommen, sondern seitlich aneinander vorbei gleiten können. Als sehr gewünscher Effekt werden die so behandelten Federn weicher.
    Des weiteren habe ich Distanzbleche zwischen Rahmen und Bodenplatte gelegt und so den Federweg vergrößert.
    Als Lohn der, nicht nach den Regeln des Maschinenbaus, malträtierten Federn ergibt sich eine auf ihren Federn "schwimmende" Lok, so wie es im Modell sein soll und auch beim Vorbild ist.
    Jetzt kann man die Lok über die (Schraubendreher-) Klinge nicht springen, sondern fahren lassen ohne daß sich ein Rad von der Schiene abhebt.
    Auch die umstrittene Marterstrecke bewältigte die Lok ohne Beinchenheben.


    Ein Verwiegung der Lok mit der Küchenwaage ergab dann ein Gewicht von 755 Gramm von Lok und Tender, wovon 705 Gramm auf die Lok alleine entfallen.


    Damit sind die Arbeiten an dieser Lok erst einmal zu einem gewissen Abschluß gekommen.

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