Elektrifizieren die US-Bahnen

  • Das gabs vor 30 Jahren auch schon...


    Im BN Jahrbuch 1975 - 1976 war dieses imaginäre Bild:



    Damals plante man eine Strecke von Nebraska nach Wyoming zu elektrifizieren...


    Der wirtschaftliche Abschwung der dann kam, machte diesen Plan, und vergleichbare anderer Bahnen, zunichte...

    Micha



    Americas Resourceful Railroad
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  • Zitat

    Original von sschaer
    habs gelesen. die usa müsstens bis 2050 rund 360 milliarden $ investieren, um ein halbwegs brauchbares passagierzugnetz aufzubauen


    Volkswirtschaftlich ein voelliger Wahnsinn. Wird nicht passieren.


    Ausserhalb bestimmter Korridore ist der Personenverkehr in Amerika keine sinnvolle Alternative, allen Sehnsuechten zum Trotz. Und nur weil man Bahnen technisch relativ einfach elektrifizieren kann wird das immer noch nicht zur Alternative.


    Apropos Elektrifizierung: wird in der Flaeche auch nicht passieren. Der Kapitalbedarf ist so immens, dass es sich privatwirtschaftlich operierende Unternehmen einfach nicht leisten koennen. Die Kapitalkosten alleine toeten das von vornherein, von den "single points of failure" fuer den Betrieb ganz abgesehen. Und jetzt komme bitte keiner mit der alten Milwaukee Road-Rechnung, die Realitaet heute sieht anders aus.


    Man koennte sich vorstellen, dass z.B. Kalifornien aus den Air Quality Improvement-Toepfen Geld bereitstellt, nur - Kalifornien hat schon jetzt viel zu wenig Strom! Dazu braeuchte es also auch noch neue Kraftwerke. Und was machen die? Richtig, Luftverschmutzung. ;)


    Ich persoenlich wuerde erwarten, dass es binnen kurzem erste Tests mit Ethanol-Lokomotiven gibt. Ethanol gibts in USA zuhauf, Ethanolproduzenten sind gute Bahnkunden, mit Ethanol kann man beinahe so arbeiten wie mit Diesel (Lieferung, Bevorratung, Einkauf) und der Aufwand fuer die Umruestung von Dieselloks haelt sich in Grenzen. Einzig der Sicherheitsaufwand ist etwas hoeher.


    Zitat

    wer von euch hat trains auch abonniert ?


    Jau.

  • Ich könnte mir schon vorstellen, daß der Regionalverkehr in Californien in wenigen Jahren elektrisch läuft. Das Land ist groß und in den Wüstengebieten ließe sich normaler Verbrauchsstrom für Haushalte über Sonnenkollektoren erzeugen und somit Kraftwerkskapazität für die Bahn frei setzen.
    Ebenso könnt ich mir vorstellen, daß die BNSF einige Teile ihrer Transcon elektrifiziert.
    Vielleicht geht es gar die normalen Dieselloks so umzubauen, daß man nur eine einzige Stromabnehmer-/Trafo-Lok vorspannt und die normalen Fahrmotoren nutzt. In der Ebene laufen die Diesel dann wieder allein, vielleicht gar mit Ethanol oder Brennstoffzelle.


    Ethanol ist kein Ersatz für raffinerierte Treibstoffe, die Erzeugung kostet ebenfalls nicht wenig Energie.
    Die Kraftwerkstechnik bleibt nicht stehen, vielleicht lassen sich in wenigen Jahren CO² freie Kraftwerke bauen oder das CO² abspalten und seperat behandeln?


    Ebenfalls könnt ich mir vorstellen, daß die Metra in Chicago auf elektrischen Verkehr umstellt. Das Netz soll ja erweitert werden und die F40 müssen auch bald ersetzt werden.


    Genauso vorstellbar sind einzelne elektrifizierte Strecken in den Apalachen welche ein hohes Verkehrsaufkommen aufweisen und eine Verlängerung des Korridors an der Ostküste.


    Ein vollelektrisches Netz wird es nicht geben, aber der Fahrdraht in Zukunft eine Rolle spielen.

    Gruß Markus


    H0 & Digital & mit Sound


    Conrail, Norfolk Southern , CSX ... und BNSF ist auch ganz nett

  • brennstoffzellen sind auch nicht ohne. (noch) zu wenig leistung, enormer energieaufwand bei der herstellung von wasserstoff. dann noch das risiko bei einem unfall. wie war das doch gleich mit knallgas ??



    ethanol ist energietechnisch gesehen ein blödsinn. es wird mehr investiert als erzeugt werden kann. zudem ist es äusserst fragwürdig, nahrungsmittel für die mobilität zu opfern.

  • Was die Ballungsgebiete angeht so wird da weiter fleissig elektrifiziert:


    http:http://www.lightrail.com


    Es scheint sich auch wirtschaftlich zu lohnen angesichts der Renaissance von Strassen- und Stadtbahnen selbst in Städten nach jahrzehntelanger Abstinenz. Hier ist der elektische Betrieb sinnvoll.


    Was den californischen Energiehunger betrifft, so bedeutet "California Goes Green", dass man im Sommer bei 35°C Aussentemperatur die Innentemperatur von Büroräumen mittels Klimaanlagen auf 16°C absenkt.
    Dann heisst es entweder dekorative Winterklamotten wie dicke Pullover, Moonboots und dergleichen zu tragen oder mittels elektrischem Heizlüfter gegen die 16°C gegenanzuheizen ;)
    Die 16°C kommen wahrscheinlich deswegen zustande weil die Klimaanlage an der Leistungsgrenze arbeitet und es einfach nicht mehr schafft die Temperatur in den Räumen weiter anzusenken.
    Wobei so ganz nebenbei ein ganzjähriger Markt für Winterbekleidung und Erkältungskrankheiten entstanden sein dürfte. :P

  • Zitat

    Original von Schraddel
    Was den californischen Energiehunger betrifft...


    Ist das eigene Erfahrung oder nur dummes Geschwätz? Meine Erfahrungen sahen da nämlich anders aus.

    Gruß Markus


    H0 & Digital & mit Sound


    Conrail, Norfolk Southern , CSX ... und BNSF ist auch ganz nett

  • Meiner Meinung nach kommen, wenn überhaupt nur die Strecken für eine Elektrifizierung in Frage die stark frequentiert auf der gesamten Länge frequentiert werden. Durchgehende Züge sind dabei von Vorteil.


    Dies wären im Westen vor allem die Transcon-Verbindungen und eventuell noch die Nord-Süd-Verbindung Houston-Kansas.


    Neben dem Aufstellen der Strommasten, ist ein Problem die Frage woher der Strom kommen soll.


    In den Wüsten bieten sich Windkraft und Solar an, Wasserkraftwerke im Norden (würden aber beim Bau zu lange dauern und dazu noch die Umweltprobleme). Es bieten sich dann auch noch die Kohlekraftwerke, v.a. in Verbindung mit dem Powder River Basin.


    Kernkraftwerke wären auch wirtschaftlich, nur wurden auch in den USA seit 10 Jahren keine mehr in Betrieb genommen. Auch dort gibt es die entsprechenden Protestbewegungen.


    Auch die Frage ob vorhandene Dieselloks umgebaut werden können (technisch möglich und finanziell sinnvoll) oder neue Elloks gekauft werden müssen.


    Man sollte bedenken, dass sich der Spritpreis in den USA seit 2003 verdoppelt hat:
    http://en.wikipedia.org/wiki/I…as_Prices_Medium_Term.png


    Und sollte die Entwicklung weiter anhalten und auch das Wirtschaftswachstum in den USA nicht katastrophal einbrechen, dann müssen sich die Gesellschaften etwas einfallen lassen um nicht die Gewinne zum Auspuff rauszublasen.


    Und man könnte sich schon vorstellen, dass dann so ein Vorhaben auch von Washington oder den Bundesstaaten gefördert wird.

  • Zitat

    Original von Conrail


    Ist das eigene Erfahrung oder nur dummes Geschwätz? Meine Erfahrungen sahen da nämlich anders aus.


    Das sind Erfahrungungen einer leitenden Angestellten aus D wohnhaft in Sacramento/CA die sie mir und meiner Frau erzählt hat.
    Die Frau ist schon einige Jahre drüben tätig und hat dort mittlerweile eine verstärkte Aversion gegen Dummheit entwickelt.


    Also aus dem Finger gesaugt ist das nicht, bin ja kein BLÖD-Zeitungsschreiberling.


    [OT] Dort gibt es u.a. auch "High-Tech" Waschmaschinen.

  • Zitat

    Original von Schraddel
    .....
    Die 16°C kommen wahrscheinlich deswegen zustande weil die Klimaanlage an der Leistungsgrenze arbeitet und es einfach nicht mehr schafft die Temperatur in den Räumen weiter anzusenken.
    Wobei so ganz nebenbei ein ganzjähriger Markt für Winterbekleidung und Erkältungskrankheiten entstanden sein dürfte. :P


    Vor zehn jahren habe ich mal ein paar Monate in Houston gelebt und gearbeitet, ich habe nie eine Erkältung gehabt. Ohne Klimaanlage wäre es nicht gegangen, aber in meiner Wohnung hatte ich den Thermostaten auf 25 Grad Celsius eingestellt. Im Büro wars auch nicht wirklich kalt, dafür am Wochenende, wenn eigentlich keiner da war außer so ein paar seltsamen Germans, ziemlich knuffig warm, weil dann die Klimaanlage im Schongang lief. Das war ein kleineres Bürogebäude, da mußten die Betreiber auch sparen. Und bei der NASA wars auch nie besonders kalt, jedenfalls da, wo ich hinkam.
    Übrigens hat mich das Klimatisieren eines normalen "1 Bedroom Apartment" mindestens 100 Dollar im Monat gekostet, auch in Texas ist der Strom nicht umsonst.
    Ich vermute mal, daß diese besonders kalten Räume meist durch alte oder falsch konfigurierte Klimaanlagen kommen.


    Das Ganze ist jetzt "Off-Topic", aber mußte halt raus :hmm:


    Schönes Wochenende, Christoph


    P.S.: Die Hightech Waschmaschine hatte ich auch, da mußte halt das Waschmittel etwas stärker sein...

  • Zitat

    Original von sschaer
    ethanol ist energietechnisch gesehen ein blödsinn. es wird mehr investiert als erzeugt werden kann.


    Stimmt so nicht. Die Beheizung kann durchaus mit regenrativer Energie passieren. Oder eben, wie jetzt vielerorts schon, durch Abfallverbrennung.


    Zitat

    zudem ist es äusserst fragwürdig, nahrungsmittel für die mobilität zu opfern.


    Werden sie ja nicht. Ein uebliches Szenario ist die Gewinnung aus Mais, der frueher direkt als Huehnerfutter verwendet wurde. Jetzt wird halt der fermentierte Rest als Futter recycled. Prima Idee, IMHO.


    Ganz nebenbei hat die erhoehte Nachfrage die Preis auf ein vernuenftiges Niveau angehoben und so etliche tausende Farmer vor dem Bankrott gerettet.

  • Zitat

    Original von Liesel
    Und sollte die Entwicklung weiter anhalten und auch das Wirtschaftswachstum in den USA nicht katastrophal einbrechen, dann müssen sich die Gesellschaften etwas einfallen lassen um nicht die Gewinne zum Auspuff rauszublasen.


    Haben sie schon: nennt sich fuel surcharge und wird auf die Kundentarife draufgerechnet, genauso wie bei trucks und Flugzeugen auch.


    Und solange die Bahn mit weniger Energie pro Tonnenkilometer als alle anderen Transportmodi auskommt und diese anderen Modi keine andere Energiequelle nutzen (koennen) werden sich die Verhaeltnisse weiterhin positiv fuer die Bahn entwickeln.


    Wird sich irgendwann einmal eine vernuenftig transportable alternative Energiequelle herauskristallisieren (sehr wahrscheinlich im Bereich Strassenverkehr), so werden auch die Bahnen sie nutzen koennen. Bis dahin aber wird nichts getan werden ausser mit wenig Aufwand Sprit sparen - Gensets, Autostartsysteme, kein power braking, etc. - und ein paar Produkte fuer Nischenmaerkte mit Foerdertoepfen (Texas, Kalifornien)

  • Das Elektrifzieren an sich halte ich nicht für sehr problematisch. Was spräche denn dagegen, wie früher schon, Holzmasten aufzustellen? ;) Und gerade in den Nordwestlichen Kohleregionen hast Du Kraftwerke en masse, für solche Strecken lohnt es sich besonders, weil das Kraftwerk vor der Tür ist... Selbst eine Teilstreckenelektifizierung wie sie damals die Milwaukee bei den Bergstrekcne machte, verspricht eine Menge Ersparnis... Im Flachland ziehen die Diesel und im Gebirge spannst Du ne Elok vor...


    Auf lange Sicht ist eine Elektrifizierung immer kosteneffezienter. Das war sie schon in den siebziger Jahren, da ist sie es heute noch weitaus mehr...Selbst wenn man von einem kompletten Neubau der Fahrleitung ausgehen würde... ;)

    Micha



    Americas Resourceful Railroad
    ________________________________________________


  • Zitat

    Original von bnsfan
    Ich sach:


    daraus wird nix, vielleicht ne hybriedlok ala´ SD89 aber kein Strom vom Draht !! :nunu(


    Bevor du hier was postest würde ich mich aber mal informieren was ich hier schreibe!
    Denn was du geschrieben hast ist Müll!
    Die SD89 ist ein Prototyp, aber nix Hybrid!
    Die ist eine 4400 hp 12 Zylinder Version der SD90-H. Thats all!

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    Bigboy4015 - Ulrich Wolf - Cajon Pass / Nebraska / Wyoming - DB / SBB / ÖBB - DVB Straßenbahn Dresden - H0

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  • Zitat

    Original von Acela
    .....
    Auf lange Sicht ist eine Elektrifizierung immer kosteneffezienter. Das war sie schon in den siebziger Jahren, da ist sie es heute noch weitaus mehr...Selbst wenn man von einem kompletten Neubau der Fahrleitung ausgehen würde... ;)



    guck mal in kanada die thumbler ridge linie, dies hat man in 995 tagen von nix bis fertig (einschliesslich neu entwickelten loks) gebaus, samt oberleitung---hat sich auch gelohnt, bis die kohle alle war

  • Durch Zufall habe ich jetzt einen Artikel von Jerry Pinkepank in der Trains vom Juli 1970 zum selben Thema gefunden.


    Er ging da von aus, dass es rund 30 Jahre dauert bis sich die Elektrifizierung amortisiert hat. Der Planungshorizont wird sich heute nicht groß verringert haben.


    Somit ist eine solche Investion auch mit einem gewissen Risiko verbunden. Am sichersten sind dabei halt die Transcon-Strecken, die auch in 30 Jahren genügend Verkehr haben werden, unabhängig von der Wirtschaftsentwicklung und etwaigen Fusionen etc.


    Er rechnete damit, dass sich bei 15 Zügen a 5000 Tonnen je Richtung der Verkehr lohnt.


    Auch dieser Punkt gilt heute noch so ähnlich. Nur auf den oft frequentieren Strecken lohnt sich der elektrische Zugbetrieb. Die Elloks sollen ja nicht sinnlos rumidlen.


    Ein weiterer Punkt betrifft den übrigbleibenden Dieselbetrieb. Hier sollten keine unwirtschaftlichen "Diesel-Inseln" entstehen.


    Letzter Punkt war ja auch für die Milwaukee Road zutreffend, die den Abschnitt Othello-Avery im Dieselbetrieb betrieben musste. War halt ein unnötiger Lokwechsel.

  • Zitat

    Original von Amtrak X995
    guck mal in kanada die thumbler ridge linie, dies hat man in 995 tagen von nix bis fertig (einschliesslich neu entwickelten loks) gebaus, samt oberleitung---hat sich auch gelohnt, bis die kohle alle war


    Die Kohle ist dort ebenso wenig alle wie im Ruhrgebiet, nur die Foerderung war zu teuer, so dass die Japaner den Vertrg ausliefen liessen. Deren Kohle kommt jetzt aus Suedafrika. Es gibt am Tumbler Ridge immer noch Kohlefoerdung, in den letzten Jahren sind sogar einige neue kleinere Minen eroeffnet worden. Sollte der Kohleboom anhalten koennte durchaus noch mehr daraus werden.


    Zitat

    Original von Acela
    Auf lange Sicht ist eine Elektrifizierung immer kosteneffezienter.


    Nur, wenn guenstige Energie bereitsteht, z.B. Strom aus Wasserkraft. Die Verstromung von Kohle ist teuer und verlustbehaftet, von der Uebertragung ganz zu schweigen. Rechne mal nach, was 50 kWh in Diesel (ohne die kuenstliche Mineraloelsteuer versteht sich) kosten im Vergleich zu 50 kWh Strom.

  • Zitat

    Original von Amtrak X995



    guck mal in kanada die thumbler ridge linie, dies hat man in 995 tagen von nix bis fertig (einschliesslich neu entwickelten loks) gebaus, samt oberleitung---hat sich auch gelohnt, bis die kohle alle war


    Elmar, ich sprach ja auch von Effizient... Thumbler Ridge war eben so ein positives Beispiel...
    ;)


    Markolf, was kostet die KWh Diesel? Strom ist bei mir 14 Cent glaub ich...

    Micha



    Americas Resourceful Railroad
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